Erdgas wird als Brückentechnologie in der Energiewende betrachtet. Der Grund ist, dass beim Verbrennen von Gas im Vergleich zu Kohle oder Erdöl weniger klimaschädliche Emissionen entstehen. Forscher:innen haben nun für 25 Länder untersucht, ob das Kochen und Heizen mit Gas klimafreundlicher ist und ab welchem Anteil erneuerbarer Energien Strom die Nase vorne hat. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass auch in Deutschland Gasherd und Gasbrenner noch knapp klimafreundlicher sind als mit Strom betriebene Alternativen. Lange dürfte das jedoch nicht mehr so sein.


By Michael Kauffmann (Own work) [CC BY 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Strom vs. Erdgas

In Europa ist der Nachschub an Gas derzeit knapp, weshalb der Energieträger etwas an Bedeutung verloren hat. In vielen Regionen der Welt ist Gas aber weiterhin von sehr wesentlicher Bedeutung. Ob es sich dabei aber um eine klimafreundliche Alternative zum Kochen oder heizen mit Strom handelt, ist im Wesentlichen abhängig von den Begleitumständen ab. Ein Problem sind Lecks im Gasnetz und unvollständige Verbrennung. Dabei wird Ethan freigesetzt, das den Klimavorteil des Erdgases schwinden lässt. Beim Strom hingegen ist der Energiemix der entscheidende Faktor. Je höher der Anteil „grünen“ Stroms ist, desto besser wird die Klimabilanz.

Ein Team rund um Florian Dietrich von der Technischen Universität München haben nun für 25 Länder untersucht, welche Energieform beim Heizen und Kochen klimafreundlicher ist. Dabei wählten sie 25 Länder aus, die weltweit zu den größten Verbrauchern von Gas gehört und die gleichzeitig einen Anteil von zehn Prozent erneuerbarer Energien am Strommix aufweisen. „Denn wir wollten primär untersuchen, wie und ab wann ein zunehmender Anteil an erneuerbaren Energien die Nutzung von Strom klimafreundlicher macht als Erdgas„, so die Forscher:innen.


Diese Kriterien bedeuten, dass viele Länder des Nahen und Mittleren Ostens nicht berücksichtigt werden konnten, da sie kaum erneuerbare Energien ins Stromnetz einspeisen. Unter den Ländern, die das Team untersuchte, war auch Deutschland. „Diese 25 Länder sind zusammen für 75 Prozent des weltweiten Erdgasverbrauchs verantwortlich„, so das Team. Für die Untersuchung verwendeten die Forscher:innen länderspezifische Daten zum Methanverlust durch Leckagen, dem Strommix und zu den Emissionen. Die Leckagen betrugen dabei zwischen 0,2 und über fünf Prozent des Verbrauchs.

Deutschland ist an der Schwelle

Wenn diese Leckagen im Gasnetz und an den Brennern einberechnet werden, hat Erdgas gegenüber Strom nicht so viele Vorteile wie gedacht. „Durch die Einbeziehung der Leckagen und unvollständigen Verbrennungen wird insgesamt ein geringerer Anteil an erneuerbaren Energiequellen im Strommix benötigt als bisher angenommen„, so Jia Chen von der TU München, Koautorin der Studie.

In insgesamt fünf Ländern hat der Strom schon heute die Nase vorn, so etwa in Kanada und Brasilien. Dort haben Wasserkraft und andere erneuerbare Energien einen hohen Anteil am Strommix. Im Falle von Frankreich und Belgien ist es der Atomstrom, der Strom als Energieform gegenüber Erdgas vorzugswürdig macht.

In Deutschland sieht das etwas anders aus. Wir müssten unseren Anteil erneuerbarer Energien am Strommix noch um etwa zehn bis 15 Prozent steigern, damit das Kochen und Heizen mit Strom klimafreundlicher wird als das mit Gas. Deutschland gehört aber zu einer Gruppe von 12 Ländern, in denen sich Strom und Erdgas zumindest stark angenähert haben, was den Energiemix betrifft. „Dies liegt teilweise an einer Zunahme erneuerbarer Energien im Strommix wie bei Großbritannien oder Deutschland oder am Übergang von Kohlestrom zu Strom aus Erdgas wie in den USA„, so die Forscher:innen.

Manche Länder sollten vorerst beim Gas bleiben

In den restlichen acht Ländern, zu denen etwa China, Polen, Indien und Australien gehören, ist Erdgas weiterhin die klar klimafreundlichere Energiequelle, wenn es um Kochen und Heizen geht. In diesen Ländern wird der Strom noch zu einem hohen Anteil aus Kohle gewonnen, sodass er trotz Leckagen im Gasnetz nicht klimafreundlicher wird.

Für die Länder in dieser dritten Gruppe könnte die Erdgasnutzung selbst in fernerer Zukunft noch klimafreundlicher bleiben als die Nutzung von Strom. Diese Länder könnten große Mengen an CO2-Emissionen einsparen, wenn sie Erdgas statt Kohle als Energiequelle für Endverbraucher nutzen würden„, so das Team.

via TU München

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