Zwischen 1973 und 2018 hat sich in den menschlichen Hoden etwas getan: Die durchschnittliche Spermienproduktion nahm deutlich ab, das eröffnet Raum für Spekulationen und Nachforschungen. Was an unserem modernen Lebensstil bewirkt diese einschneidende Veränderung? Und: Können wir etwas dagegen tun? Eine neue Studie zeigt auf, wie schwer das wird, denn eine wichtige Ursache ist nur mittels durchgreifender Maßnahmen zu beheben.


Hoden in Gefahr?

Handynutzung? E-Zigaretten? Insektizide?

Einige machen die vermehrte Handynutzung für die reduzierte Spermienzahl verantwortlich, einen unwiderlegbaren Nachweis gibt es dafür nicht. Die Forschung beschäftigt sich aktuell mit möglichem oxidativem Stress durch Handystrahlung, Laborstudien deuten auf negative Einflüsse bei Tieren hin. Auch E-Zigaretten sollen angeblich einen Einfluss auf die Spermienproduktion haben, doch auch hier fehlen handfeste Daten. Eine Studie der Cumhuriyet University deutet jedoch stark in diese Richtung.

Nun ergab eine wissenschaftliche Untersuchung an der Northeastern University (NU) in Zusammenarbeit mit der George Mason University, dass Insektizide die Spermiumzahl stark negativ beeinflussen. Die verantwortlichen Wissenschaftler analyisierten dazu 25 Humanstudien, die ein halbes Jahrhundert abdecken und gesundheitliche Informationen von 1.774 Männern enthalten. Alle Probanden hatten engen Kontakt mit den weltweit verbreiteten Insektiziden Organophosphaten und N-Methylcarbamaten. Sie stammten aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika.


Klarer Zusammenhang zwischen Spermienzahl und Insektizidkontakt

Das Ergebnis erschreckt: Die Forscher stellten einen klaren Zusammenhang fest zwischen dem Schadstoffkontakt und reduzierter Spermienproduktion. Männer, die mit Insektiziden verunreinigtes Wasser und Nahrung zu sich nehmen, verlieren also einen Teil ihrer Fruchtbarkeit. Das Wissenschaftlerteam empfiehlt tiefergehende Studien, um die Auswirkungen der Stoffe im menschlichen Körper genauer zu erforschen. Aber bis zu den Ergebnissen sollten wir nicht warten: „Die verfügbaren Beweise haben einen Punkt erreicht, an dem wir regulatorische Maßnahmen ergreifen müssen, um die Insektizidexposition zu reduzieren«, schreiben die Wissenschaftler. Wie lässt sich eine insektizidfreie Landwirtschaft arrangieren, die acht Milliarden Menschen ernährt? Auf diese Frage gibt es noch keine Antwort.

Quelle: forschung-und-wissen.de, bfs.de

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