Eigentlich ist unser Gehirn durch die Blut-Hirn-Schranke gut vom restlichen Körper abgeschottet. Dies stellt etwa bei der Entwicklung neuer Medikamente eine Herausforderung dar. Es sorgt aber eben auch dafür, dass es Schadstoffe und andere Kontaminierungen extrem schwer haben bis in den sensiblen Bereich vorzudringen. Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis eines südkoreanischen Experiments durchaus beunruhigend. Denn die Forscherinnen und Forscher dort wiesen nach, das extrem kleine Mikroplastik-Partikel die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Dort lagern sie sich dann in den sogenannten Mikrogliazellen ab. Diese stellen so etwas wie das Immunsystem des Gehirns dar und sind in ihrer Funktion vergleichbar mit den weißen Blutkörperchen im Rest des Körpers. Die schlechte Nachricht in diesem Zusammenhang: Die Forscher konnten nachweisen, dass die Mikroplastik-Partikel in den Mikrogliazellen Schaden anrichten und deren Funktionsfähigkeit beeinträchtigen. Damit scheinen sich entsprechende Befürchtungen aus der Vergangenheit zu bestätigen. Foto: brain lobes, Allan Ajifo, Flickr, CC BY-SA 2.0 Die Partikel reicherten sich in der Zellmembran an Doch zurück zum Anfang des Experiments. Hier arbeiteten die Forscher des Daegu Gyeongbuk Instituts mit Mäusen. Die kleinen Tiere bekamen zehn Tage lang täglich Wasser zu trinken, das mit Mikroplastik-Partikeln in verschiedenen Größen versetzt war. Die einzelnen Partikel wurden zuvor mit einem Fluoreszenzmarker versehen, um den Weg innerhalb des Körpers zu verfolgen. Auf diese Weise konnten sie nachweisen, dass die größeren Partikel nicht bis ins Gehirn gelangten. Das Problem allerdings: Ab einer Grenze von zwei Mikrometern Durchmesser konnte die Barriere passiert werden. Schon nach wenigen Tagen konnten die entsprechenden Partikel im Gehirn der Tiere nachgewiesen werden. Dieser Befund alleine wäre schon besorgniserregend. Die Forscher gingen aber noch einen Schritt weiter: Sie versuchten herauszufinden, welche Probleme durch die Partikel im Gehirn verursacht werden könnten. Dafür experimentierten sie mit menschlichen Mikrogliazellen in Zellkulturen. Dort wurden sie mit Mikroplastik-Partikeln versehen, um anschließend die Auswirkungen beobachten zu können. Die schützenden Zellen werden in den Selbstmord getrieben Die Ergebnisse waren nicht besonders erfreulich. So konnte eine Anreicherung der Partikel im Zellplasma schon nach wenigen Stunden nachgewiesen werden. Dies führte zu unschönen Veränderungen. So nahm das Wachstum der Zellen ab. Außerdem teilten diese sich deutlich seltener als zuvor. Hinzu kam, dass bestimmte Botenstoffe unkontrolliert ausgesendet wurden. Zunächst betraf dies die Entzündungs-Botenstoffe wie Cytokine. Später ließen sich dann vermehrt Marker nachweisen, die auf die Apoptose hinweisen – also den selbst ausgelösten Zelltod. Daraus schlossen die Forscher zwei Dinge: Zum einen löst das Mikroplastik entzündliche Prozesse aus. Zum anderen werden die schützenden Zellen dadurch in den Selbstmord getrieben. Die beteiligten Forscher halten das Mikroplastik daher für eine „potenzielle Gefahr“ für die Gesundheit des Gehirns. Schon in der Vergangenheit wurden solche und ähnliche Mikropartikel zudem auch schon mit Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson in Verbindung gebracht. Ein endgültiger Nachweis steht hier aber noch aus. Via: DGIST Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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