Biokraftstoffe gelten als eine mögliche Zwischenlösung in der Verkehrswende. Solange es noch Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren gibt, können durch ihre Verwendung CO2-Emissionen verringert werden, so die Theorie. Einer Studie des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU) im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zufolge könnte es sich aber um eine Fehlannahme handeln. Denn laut dieser Studie werden bei der Herstellung von Biokraftstoffen mehr CO2-Emissionen erzeugt als dann durch ihre Verwendung eingespart werden.


Für die Rohstoffe benötigte Landfläche könnte besser genutzt werden

Der Studie zufolge wurden im Jahr 2020 durch die in Deutschland verwendeten Biokraftsstoffe maximal 9,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid gebunden. Dabei berufen die ForscherInnen sich auf Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sowie der EU-Kommission. Dabei blieben Kraftstoffe aus Rest- und Abfallstoffen unberücksichtigt.


Dem gegenüber stehen laut IFEU 16,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid, die eingespart werden könnten, wenn die für den Anbau der Rohstoffe für die hierzulande verwendeten Biokraftstoffe auf der ganzen Welt genutzten Agrarflächen einfach der Natur überlassen werden würden. Global seien das 1,2 Millionen Hektar Agrarfläche. 500.000 Hektar davon befinden sich in Deutschland. Die sogenannten Opportunitätskosten für die Kraftstoffe übersteigen somit ihren Nutzen. Angesichts dieser Tatsache fordert die DUH, ab sofort den Einsatz dieser Biokraftstoffe zu stoppen.

Wäre Solarenergie effektiver?

Biokraftstoffe werden bereits seit Jahren beigemischt. Sie lassen sich etwa aus Raps-, Soja- oder Palmöl herstellen. Aber auch Nutzpflanzen wie Mais, Rüben und Zuckerrohr können als Rohstoff für die Herstellung von Biokraftstoffen verwendet werden. Der DUH zufolge lag der Anteil von Biokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermitteln am Endenergieverbrauch im Jahr 2020 einen Anteil von 5,3 Prozent aus.

Studienautor Horst Fehrenbach betonte, dass der mögliche Nutzen für die Reduzierung der CO2-Bilanz sogar noch größer wäre, wenn die Agrarflächen nicht der Natur überlassen, sondern anderweitig zur Energieerzeugung genutzt werden würden. Denkbar sei etwa der Betrieb von Solarpanelen. Das IFEU kommt zu dem Schluss, dass die Erzeugung von Energie für E-Fahrzeuge mittels Solarpanelen für die gleiche Kilometerleistung nur drei Prozent der Fläche benötigen würde, die für Biokraftstoffe eingesetzt werden muss. Dieser Darstellung wird von Seiten der Biokraftstoffverbände Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) und dem Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) widersprochen. Die Darstellung sei fehlerhaft, weil der Eindruck vermittelt werde, man könne die 55 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennermotor, die derzeit auf deutschen Straßen unterwegs sind, übergangslos auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umstellen.

Auch der Verband der Biokraftstoffindustrie kritisierte die Darstellung der DUH mit dem Argument, man blende die Transitionsphase zum E-Auto aus.

Biokraftstoffe als Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen

Biokraftstoffe sind derzeit im Aufwind. Audi gab erst heute mehrere Motoren für den Betrieb mit dem Biokraftstoff HVO frei. „Wir optimieren unser bestehendes Verbrennerportfolio hin zu mehr Effizienz und niedrigeren Emissionen. Hierzu schaffen wir auch die technischen Voraussetzungen für die Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe wie HVO„, so Oliver Hoffmann, Vorstand für technische Entwicklung bei Audi. Das Unternehmen sähe solche Kraftstoffe als Brückentechnologie. „Erneuerbare Kraftstoffe (…) bieten die Möglichkeit, Verbrennungsmotoren klimafreundlicher zu betreiben. Sie sind ein probates Mittel zur Defossilisierung – sowohl kurzfristig als auch nach 2033, wenn in Europa der letzte Audi mit Verbrennungsmotor das Band verlassen wird„, so das Unternehmen.

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