Unsere Gesellschaft wird zunehmend automatisiert. Vor allem in der Industrie werden immer mehr Produktionsvorgänge von Maschinen und Robotern übernommen. Diese Tatsache bringt nicht nur Vorteile. Eine Untersuchung der Bank ING-DiBa kommt zu dem Schluss, dass der zunehmende Einsatz von Robotern und anderen Technologien 59 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet. Foto: Paper Making Machine, Wisconsin Department of Natural Resources, Flickr, CC BY-SA 2.0 Technologiewandel wirkt sich in Deutschland stärker aus Die Untersuchung basiert auf der Studie “The Future of Employment: How susceptible are jobs to computerisation?”, die im Jahr 2013 von Carl Frey und Michael Osborne durchgeführt wurde. Die Studie untersuchte, wie stark der amerikanische Arbeitsmarkt von der zunehmenden Automatisierung betroffen ist. Von 30,9 Millionen Beschäftigten, die in der Studie berücksichtigt wurden, können mittel- und langfristig 18 Millionen durch Maschinen und Software ersetzt werden. Die Auswirkungen des technologischen Wandels sind in Deutschland stärker. Die Analysten der ING-DiBa haben die Arbeitsplätze hierzulande nach Berufen aufgeschlüsselt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass in Deutschland 59 Prozent der Arbeitsplätze gefährdet sind. Der Grund hierfür dürfte die größere Konzentration des hiesigen Arbeitsmarktes auf die Industrie sein. Sachbearbeiter und Hilfsarbeiter am meisten gefährdet Je nach Beruf und Spezialisierung variiert auch das Risiko. Sachbearbeiter und andere Berufsgruppen, die sich vornehmlich mit Verwaltungsarbeiten beschäftigen, fallen unter ein 86-prozentiges Risiko, durch ein Programm oder einen Roboter ersetzt zu werden. Fast genauso hoch ist der Anteil unter den Hilfsarbeitern, die am zweitstärksten von der Automatisierung betroffen wären. 1,9 Millionen Bürokräfte arbeitslos Geht man nur nach den absoluten Zahlen, dann sind die möglichen Verluste unter den Büro- und Sekretariatskräften am größten. 1,9 Millionen Arbeitsplätze sieht die Untersuchung in Gefahr. Große Verluste drohen auch Hilfskräften in Lagern und bei Post- und Zustelldiensten (1,5 Millionen), im Einzelhandel (1,2 Millionen) und bei Hilfskräften in der Reinigung (1,2 Millionen). Einen Zeitrahmen für den Wandel möchte die Studie jedoch nicht nennen. Generell gilt jedoch: Mit steigender Qualifikation sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Arbeitsstelle irgendwann von einem Roboter ausgefüllt wird. Menschliche Interaktion kann nicht ersetzt werden Dies bestätigte auch einer der Leiter der Ausgangsstudie, der Oxford-Professor Michael Osborne gegenüber “The Guardian”: “Ja, einige Komponenten der ärztlichen Tätigkeit werden automatisiert werden, aber der Hauptaugenmerkt des Ärzteberufs liegt ja darin mit Menschen zu interagieren… diese Algorithmen werden Ihnen helfen sich vermehrt auf diese Interaktion konzentrieren zu können.” Auch der Chefvolkswirt der ING DiBa, Carsten Brezski, sieht einige Berufsgruppen unter trockenen Tüchern. Ein Studium, Personalverantwortung und Arbeit in der Forschung schützt davor, von einer Maschine ersetzt zu werden. Berufe, die eine Spezialisierung oder Expertenwissen erfordern, sind besonders geschützt. Vor allem Mediziner scheinen kaum ersetzbar: Von den 241.500 Ärzten wären lediglich 3100 betroffen. Das entspricht einem Prozent. Auch Physiker und Chemiker sind verhältnismäßig sicher. Von den insgesamt 46.100 Arbeitskräften in diesem Bereich wären 2800 gefährdet. Diese Berufsgruppen sind häufig in der Forschung beschäftigt. Neue Jobs für teure menschlicher Arbeit Auch der technologische Wandel wird nicht zu leeren Fabriken führen. Vielmehr könne der Wandel Raum für neue Aufgaben und Tätigkeiten schaffen, so Inga Burk, Co-Autorin der Untersuchung. Dies gelte vor allem für Technologieberufe sowie Tätigkeiten in der IT-Branche. Der Motor des technologischen Wandels liege vor allem in wirtschaftlichen Faktoren. Menschliche Arbeit ist teuer, sie mit Maschinen zu ersetzen im Vergleich deutlich günstiger. Zudem arbeiten Maschinen effizienter und sind, entsprechenden technologischen Fortschritt vorausgesetzt, weniger fehleranfällig. Eine Zukunft ohne Arbeit? Das von der Studie gezeichnete Szenario klingt bedrohlich. Allerdings sind viele Tätigkeiten, die von Maschinen ausgeführt werden können, eintönig, ermüdend und sogar teils gefährlich. Hinzu kommt, dass der technologische Fortschritt eventuell den Weg für eine (ferne) Zukunft ebnet, in der menschliche Arbeit nur noch vereinzelt erforderlich ist und die sich gesellschaftlich entsprechend angepasst hat. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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