Die menschlichen Ausscheidungen können eine durchaus ernsthafte Energiequelle darstellen. So wird beispielsweise das Abwasser in Washington D.C. zur Stromproduktion genutzt. In Dänemark wiederum existiert eine Kläranlage, die sich auf diese Weise selbst mit Strom versorgt. Der südkoreanische Professor für Stadt- und Umwelttechnik, Cho Jae-weon, unterlegt diese anekdotische Evidenz nun mit konkreten Zahlen: So scheidet der Mensch im Durchschnitt 500 Gramm Fäkalien pro Tag aus. Daraus wiederum lassen sich 50 Liter Methangas gewinnen – was dann ausreichen würde, um ein Auto mit entsprechender Antriebstechnik rund 1,2 Kilometer anzutreiben. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Ausscheidungen gezielt eingefangen und nutzbar gemacht werden. Cho hat daher nun eigens eine Toilette namens Beevi entwickelt, die an der Ulsan National Institute of Science and Technology zum Einsatz kommt. Sie nutzt die Ausscheidungen der Studenten zur Erzeugung von Biogas und Dünger.


Bild: Ulsan National Institute of Science and Technology

Ein Gasherd und ein Warmwasserboiler werden mit dem Biogas betrieben

Kernbestandteil der Toilette ist eine Vakuumpumpe, die die Fäkalien in einen unterirdischen Tank leitet. Dort kommen Mikroorganismen zum Einsatz, die aus den Ausscheidungen das gewünschte Methan machen. Der Clou besteht nun darin, dass das Gas nicht aufwändig transportiert werden muss. Stattdessen ist das Produkt der Beevi-Toilette in den Energiekreislauf eines Universitätsgebäudes eingebunden. Dort wird das Methan genutzt, um unter anderem einen Gasherd, einen Warmwasserboiler und eine Festoxid-Brennstoffzelle anzutreiben. Weil dafür dann kein Gas mehr aus dem öffentlichen Netz genutzt werden muss, spart dies der Universität Geld ein. Außerdem sinken auch die Klimaemissionen. Nach der Methangas-Gewinnung bleibt zudem als Endprodukt noch Dung über. Dieser wird in einem nahegelegenen Universitätsgarten als Pflanzendünger genutzt. Den Angaben Chos zufolge wurde somit der ökologische Wert der menschlichen Ausscheidungen soweit wie möglich nutzbar gemacht.

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Die Cryptowährung kann unter anderem zum Bücherkauf genutzt werden

Weltweit Schlagzeilen macht die Universität nun aber, weil die Studenten für die Nutzung der Beevi-Toilette bezahlt werden. Für gewöhnlich läuft dies eher umgekehrt ab: Wenn überhaupt entrichtet der Nutzer einen Obolus für die Nutzung einer Toilette. In diesem Fall aber hat die Universität eigens eine Cryptowährung namens Ggool etabliert. Diese erhalten die Studenten, wenn sie nach dem Stuhlgang einen dort platzierten QR-Code scannen. Eingesetzt werden kann die Währung dann in verschiedenen Geschäften auf dem Campus. So erhalten die Studenten auf Wunsch unter anderem frischen Kaffee, Instantnudeln, Obst oder auch neue Bücher. Dadurch erhalten die Studenten für den öffentlichen Toilettengang also sogar noch einen Gegenwert. Bei den Studenten scheint das Angebot durchaus anzukommen. Zumindest wird die Ggool-Währung tatsächlich vergleichsweise häufig für Einkäufe auf dem Campus genutzt. Es bleibt aber abzuwarten, ob sich das Konzept auch an weiteren Standorten durchsetzen wird.

Via: Reuters

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