Heute werden die meisten Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt. Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine dürfte aber klar sein, dass dies keine dauerhafte Lösung ist. Die Politik propagiert daher die Umrüstung auf sogenannte Wärmepumpen. Diese können mit Ökostrom betrieben werden und sind extrem effizient. Ein Problem allerdings gibt es: Die Installation ist auch sehr teuer. Für ein Einfamilienhaus kommen schon einmal Kosten in Höhe von 35.000 Euro zusammen. Zumindest theoretisch wäre aber auch ein anderer Ansatz denkbar: Statt Erdgas könnte zukünftig grüner Wasserstoff verheizt werden. Einige Heizanlagen sind tatsächlich schon dazu in der Lage und gelten als „Wasserstoff-ready“. Trotzdem halten Experten von dieser Idee nur wenig. In einem Interview mit der Tageszeitung taz hat der Physiker Stryi-Hipp nun die Hintergründe erklärt. Seine Analyse: Nicht alles was technisch möglich ist, ist auch sinnvoll.


Wärmepumpen sind deutlich effizienter als Wasserstoff-Heizungen

Zunächst einmal ist Wasserstoff deutlich flüchtiger als Erdgas. Dies wiederum führt zu einem schnelleren Verschleiß der Infrastruktur. Die bisherigen Gasleitungen können also nicht einfach weiter genutzt werden, sondern müssten zunächst umgerüstet werden. Dies ist technisch möglich, aber sehr aufwändig. Hinzu kommt: Wärmepumpen sind – wie bereits erwähnt – sehr effizient. Sie benötigen eine Kilowattstunde Ökostrom, um zwischen drei und fünf Kilowattstunden Wärme zu erzeugen. Beim Wasserstoff hingegen sind sogar Energieverluste zu verzeichnen. Diese betragen heute zwischen dreißig und vierzig Prozent. Aus einem Kilowatt Ökostrom werden also zwischen 0,6 und 0,7 Kilowattstunden Wärme. Selbst wenn es durch den technologischen Fortschritt zukünftig zu Verbesserungen kommen sollte, schneidet der Ansatz im Vergleich zu den Wärmepumpen also nicht besonders gut ab. Es müssten daher deutlich mehr Windräder und Solarmodule installiert werden.


Die Industrie benötigt große Mengen an grünem Wasserstoff

Und zu guter Letzt steht schlicht nicht ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung. Denn die Nachfrage ist bereits heute recht hoch und dürfte zukünftig noch stark ansteigen. So benötigt die Industrie das wertvolle Gas dringend, um Erdgas in industriellen Prozessen zu ersetzen. Dies gilt beispielsweise für die Stahlindustrie und die Zementproduktion. Außerdem könnte grüner Wasserstoff benötigt werden, um Energie zu speichern und so die schwankende Ökostrom-Produktion auszugleichen. Der vorhandene Wasserstoff wird also andernorts zu dringend benötigt, um ihn zum Heizen von Wohnungen zu verwenden. Wie so oft gilt aber auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme. Denn in stark industrialisierten Gebieten, wo die Infrastruktur ohnehin entsprechend umgerüstet und ausgebaut werden muss, könnte es dann tatsächlich doch sinnvoll sein auch in der Nähe befindliche Wohnungen an das Netz anzuschließen. Dies dürfte aber die Ausnahme bleiben.

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