Die Wassermasse in den Ozeanen unseres Planeten sind die wichtigsten Klimapuffer, die wir haben. Sie nimmt etwa 90 Prozent der überschüssigen Wärme auf, die das Ergebnis des anthropogenen Klimawandels ist. Allerdings bedeutet das auch, dass sich das Wasser der Ozeane immer weiter aufheizt, was auch zu Veränderungen in den Strömungen und der Schichtung der Meere führt. Auch kommt es immer häufiger zu marinen Hitzewellen. Auch die Nordsee bleibt davon nicht verschont: In den letzten Monaten war sie wärmer als je zuvor gemessen wurde. Außerdem ist die Nordsee seit den 1980er Jahren zunehmend von marinen Hitzewellen betroffen. Die Veränderungen gehen auch am Ökosystem des Meeres nicht spurlos vorbei.


Bild: Esther Horvath

Hitzewellen in der Nordsee

Die Veränderungen in der Nordsee wurden von einem Team rund um Luis Giménez von der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH) am Alfred-Wegener-Instituts (AWI) festgestellt wurde. Die Forscher:innen wertete dafür Daten aus, die seit 1962 regelmäßig im Rahmen der Helgoland Reede erhoben werden. Dabei stellte sich heraus, dass die mittlere Wassertemperatur der Nordsee im Jahr 2023 bei etwa 11,9 Grad Celsius lag – sie war damit so warm wie noch nie zuvor seit Beginn der Langzeitdatenreihe. Der Hauptgrund für die starke Erwärmung in der Nordsee ist nach Ansicht der Forscher die recht hohe durchschnittliche Lufttemperatur im Jahr 2023. Diese hat auch in anderen Ozeane zu Rekord-Wassertemperaturen geführt. Aber das ist nicht der einzige Faktor. „Die Nordsee erwärmt sich so schnell, weil sie ein Flachmeer ist, das von Landmassen umgeben ist – wie eine große Pfütze„, erklärt Inga Kirstein von der BAH. Das Meer wird deshalb von Lufttemperaturen über dem Wasser besonders stark beeinflusst.

Hinzu kommt, dass die Nordsee immer häufiger von marinen Hitzewellen betroffen ist. Laut den Daten, die das Team ausgewertet hat, hat die Dauer und Häufigkeit solcher Hitzewellen seit den 1990er Jahren deutlich zugenommen. Von den zehn schwerwiegendsten Hitzewellen, die in der Nordsee stattfanden, fanden neun in der Zeit nach 1990 statt. Die meisten dieser Hitzeereignisse fanden parallel zu starken Hitzewellen an Land statt und ereigneten sich im Spätsommer oder Herbst.


Seit 1990 gibt es zunehmend deutlich mehr wärmere Tage im Sommer und weniger extrem kalte Tage im Winter. „ So hatten wir zwischen 1962 und 1990 noch insgesamt 24 Monate mit einer durchschnittlichen Temperatur von unter drei Grad Celsius, seit 1990 sind es nur fünf Monate„, erklärt das Team.

Erwärmung wirkt sich auf das Ökosystem aus

Die Erwärmung der Nordsee hat auch erhebliche Folgen für ihr Ökosystem. Bereits heute lassen sich erste Veränderungen in der Häufigkeit von Arten oder der Zusammensetzung von Gemeinschaften beobachten. „Meeresorganismen reagieren vielfältig auf Klimaveränderungen. Wir sehen diese Veränderungen in unseren Untersuchungen und erforschen gerade, wie sich marine Hitzewellen auch auf das planktonische Nahrungsnetz auswirken, also zum Beispiel auf die Zusammensetzung oder die Häufigkeit (Abundanz) von Plankton-Gemeinschaften und einzelnen Arten„, so Kirstein.

Forscher:innen des AWI konnten in der Vergangenheit bereits in einer Mesokosmos-Studie zeigen, dass das Zusammenspiel von Erwärmung, Versauerung und verändertem Nährstoff-Verhältnis die Dynamik des Nordsee-Planktons verändert. Kleinere Arten werden dabei begünstigt, was sich auf marine Nahrungsnetze auswirken kann.

via AWI

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