Zwischen 1966 und 1996 wurden auf der französischen Überseeinsel Moruroa mehr als einhundert Atombombentests durchgeführt. Die Folgen lassen sich bis heute mit bloßem Auge erkennen: Die Insel ist von zahlreichen Rissen überzogen. Sie droht daher zu zerbrechen. Experten gehen davon aus, dass der nördliche Teil früher oder später in den Pazifik rutschen wird. Dort allerdings lagern unter anderem noch mehrere Kilogramm Plutonium als Überbleibsel der Kernwaffentests. Die französische Armee hatte zudem die Windrichtung während der Versuche nicht richtig berechnet. 90 Prozent der Einwohner Französisch-Polynesiens wurden daher einer gesundheitsgefährdenden atomaren Belastung ausgesetzt. Frankreichs Präsident Emanuel Macron räumte nun die Schuld des französischen Staates ein und kündigte an, die Entschädigungen zu erhöhen. Konsequenzen hat das Land zudem bereits in den 1990ern gezogen: Frankreich hat sich dem internationalen Atomteststopp unterworfen und wird keine Atomwaffen mehr zu Testzwecken zünden.


Bild: NASA, Public domain, via Wikimedia Commons

Alleine die neue Laseranlage kostet rund drei Milliarden Euro

Für die Einwohner der Überseegebiete ist dies zweifellos eine gute Nachricht. Die französischen Militärs aber stellt dies vor eine Herausforderung. Denn die aktuelle Generation der Atomwaffen basiert noch auf den bei den Tests im vergangenen Jahrhundert gewonnenen Erkenntnissen. Weltweit hat allerdings ein Wettrüsten eingesetzt, bei dem eine Modernisierung der Atomarsenale unausweichlich zu werden scheint. Wie aber lässt sich eine neue Generation von Atomwaffen entwickeln, wenn man diese nicht testen kann? Ein Teil der Lösung ist dabei eine rund drei Milliarden Euro teure Mégajoule-Laseranlage nahe Bordeaux. Dort werden Materialien wie Deuterium und Tritium mit einem Superlaser beschossen. Dadurch erhitzen sich die Wasserstoffisotope auf mehr 100 Millionen Grad Celsius. Dadurch dehnt sich das Material extrem schnell aus und die Kerne verschmelzen. Die so gewonnenen Daten werden dann mithilfe eines neuen Supercomputers ausgewertet – wodurch extrem genaue Simulationen möglich werden.

Der leistungsstärkste Computer Europas sorgt für die Simulationen

Die Aufgabe für den Rechner ist allerdings gewaltig. So wollen die Forscher unter anderem simulieren, wie Millionen einzelner Partikel innerhalb der Bombe miteinander und mit den Partikeln in der Umgebung interagieren. Daraus wiederum ließe sich dann ableiten, wie gut eine echte Bombe tatsächlich funktionieren würde. Am Stadtrand von Paris wird daher aktuell der Supercomputer Exa1 errichtet. Dieser soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen und dann der leistungsstärkste Computer in Europa sein. Konkret wird der Rechner in der Lage sein, eine Milliarde mal eine Milliarde Rechenoperationen pro Sekunde auszuführen. Frankreich ist allerdings nicht das einzige Land, das mithilfe von Lasern und Supercomputern an virtuellen Atomwaffentests arbeitet. Ähnliche Projekte sind beispielsweise auch aus Russland, China und den Vereinigten Staaten bekannt. Bei klassischen Waffen werden solche und ähnliche Simulationen zudem schon seit einiger Zeit verwendet, um Entwicklungskosten einzusparen.


Via: Wiwo

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