Mit der Entwicklung der Blockchain-Technologie haben sich dem Finanzmarkt neue Wege eröffnet. Der Kapitalmarkt der Zukunft ist stark von der Digitalisierung geprägt. Ein Trend, der diese Entwicklung besonders greifbar macht, ist die Tokenisierung von Vermögenswerten. Unter den Begriff wird die digitale Abbildung von Vermögenswerten in Form von Tokens gefasst. Die Basis bildet die Blockchain-Technologie, die auch den Kapitalmarkt immer stärker prägt.


Smart Contracts als Brücke in die Blockchain

Die Bafin erläutert den Begriff der Tokenisierung als „die digitalisierte Abbildung eines (Vermögens-)Wertes [in der Blockchain] inklusive der in diesem Wert enthaltenen Rechte und Pflichten sowie dessen hierdurch ermöglichte Übertragbarkeit.“


Um Vermögenswerte digital auf der Blockchain abzubilden, werden Token mit einem sogenannten Smart Contract verknüpft, einem digitalen Programm, das unter festgelegten Bedingungen in der Blockchain ausgeführt wird und die automatisierte sowie digitalisierte Form eines rechtsgültigen Vertrages darstellt. Durch die Verknüpfung mit einem Smart Contract gehen bei der Tokenisierung alle Rechte und Pflichten, die mit einem Vermögenswert verbunden sind, auf Security Tokens über (auch Asset-Token oder Asset-Backed Token genannt). Sie sind digitale Anteile an den tokenisierten Vermögenswerten sowie den damit verbundenen Rechten/Pflichten und haben einen physischen Gegenwert am Kapitalmarkt. Insbesondere Assets wie Gold, Rohöl oder Immobilien sind häufig Gegenstand einer Tokenisierung.

Über die Token können Anteile von Aktien, Anleihen und Fonds über die Blockchain an Anleger vergeben werden, aber auch Immobilien lassen sich in Form von Vermögensanteilen in der Blockchain abbilden. Das Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG), das im Juni 2021 in Kraft getreten ist, macht es außerdem möglich, Kryptowertpapiere im Rahmen einer Tokenisierung auszugeben. Kryptowährungen selbst werden dagegen im finanzaufsichtsrechtlichen Sinne anders behandelt als Token, die im Rahmen einer Tokenisierung ausgegeben werden. In beiden Fällen wird die Blockchain zwar genutzt, um vollständig digitalisierte Vermögenswerte zu traden, bei der Tokenisierung von klassischen Assets handelt es sich der Bafin zufolge aber immer noch um Wertpapiere im aufsichtsrechtlichen Sinne, während Kryptowährungen vor allem als Finanzinstrument und Rechnungseinheit betrachtet werden.

Die Chancen, die die Möglichkeiten der Tokenisierung für den Finanz- und Wertpapiermarkt mit sich bringen, sind vielfältig. Ein Vorteil ist die flexible Übertragbarkeit von Vermögenswerten. Nach der Tokenisierung lassen sich Assets über die Blockchain jederzeit ohne Zeitlimit auf der ganzen Welt traden und übertragen. Liquiditätsprobleme von Vermögenswerten könnten damit der Vergangenheit angehören.

Eine ebenso positive Entwicklung, die durch die Tokenisierung von Vermögenswerten erreicht werden kann, ist Beschleunigung von Abwicklungsprozessen im Trading. Die Transaktionsgeschwindigkeit über die Blockchain kann um bis zu 99 Prozent erhöht werden. Das ermöglicht ein Trading von Vermögenswerten nahezu in Echtzeit und bietet damit einen großen Vorteil im Vergleich zu klassischen Wertpapieren. Auch die Kosten für tokenisierte Vermögenswerte können um mehr als 60 Prozent niedriger ausfallen als bei klassischen Wertpapieren. Der Grund dafür ist die weitaus weniger kostenintensive Verwaltung tokenisierter Assets. Da bei der Tokenisierung Vermögenswerte in kleinste Anteile zerlegt werden, ist außerdem ein weitaus differenzierterer Handel möglich als mit klassischen Wertpapieren.

Nicht zuletzt überzeugt das Trading tokenisierter Vermögenswerte durch uneingeschränkte Transparenz. Die Blockchain ist eine digitale Datenbank, die nur durch Hinzufügen verändert werden kann. So können Transaktionen nicht nachträglich gelöscht und jederzeit zu 100 Prozent nachvollzogen werden. Jeder Transaktion sind zwei Parteien eindeutig zuzuordnen. Dieses hohe Maß an Transparenz macht die Tokenisierung zu einem attraktiven Instrument für den Wertpapiermarkt.

Die Digitalisierung des Finanzmarktes macht auch im Trading neue Wege erforderlich. Die Tokenisierung kann die FinTech-Branche nachhaltig verändern. Die Fraktalisierung von Vermögenswerten macht Trading auf einer neuen Ebene möglich. So können beispielsweise auch Immobilien oder Kunstobjekte in digitalisierter Form anteilig getradet werden. Die Tokenisierung baut Grenzen ab und kann neue Zielgruppen wie Kleinstanleger für den Wertpapierhandel gewinnen. Experten sprechen deshalb auch von einer Art Demokratisierung des Investmentsektors. Langfristig könnte die Blockchain eine neue Marktdynamik mit sich bringen, die die Finanzierung durch Investitionen stärker in den Fokus rückt.

Diese Unternehmen haben den Sprung in die Blockchain geschafft

Mit dem Aufkommen der Blockchain und dem Trend der Tokenisierung von Vermögenswerten haben sich auch für Unternehmen neue Möglichkeiten der Monetarisierung aufgetan. Einige haben den Sprung in die Blockchain bereits gewagt und gezeigt, welches Potenzial mit tokenisierten Assets verknüpft ist.

Diesen vier Unternehmen hat die Tokenisierung Erfolg gebracht:

Vidby AG

Als innovatives Startup aus der Schweiz hat Vidby den Weg zur AG über die Blockchain gewählt. Das Unternehmen stellt Sprachdienstleistungen zur Verfügung, die auf dem Markt in dieser Form noch nicht vorhanden waren. Mithilfe von KI-gestützten Übersetzungen möchten die beiden Gründer Eugen von Rubinberg und Alexander Konovalov Videoinhalte auf der ganzen Welt verständlich machen. Rund 70 Sprachen und 60 Dialekte stehen bereits für die automatische Übersetzung und Synchronisierung zur Verfügung.

2022 startete Vidby eine Kooperation mit der Schweizer Plattform Aktionariat AG für die Tokenisierung von Unternehmensanteilen. Über aktionariat.com oder vidby.com/de/investors können Investoren in Teile des Unternehmens investieren und diese online via Blockchain-Technologie unter dem Tickersymbol VIDS traden. Der unternehmerische Erfolg lässt sich sehen. Seit Beginn der Kooperation haben die Token von Vidby einen Wertzuwachs von mehr als 300 Prozent zu verzeichnen.

Die Vidby AG wurde 2021 gegründet und hat ihren Sitz in Rotzkreuz. Die KI-gestützten Übersetzungstools des Unternehmens richten sich an Produzenten und Anbieter von Videoinhalten, Nachrichtendienste und öffentliche Stellen, internationale Unternehmen, Bildungs- und Informationsportale und Blogger.

Aktionariat AG

Auch die Aktionariat AG selbst profitiert vom wachsenden Trend der Tokenisierung. Das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz stellt Kooperationspartnern digitale Tools zur Verfügung, mit denen eine Tokenisierung und das digitale Trading von Tokens über die Blockchain möglich wird.

Die wachsende Nachfrage nach der entsprechenden Technologie hat auch den Marktwert des Anbieters gesteigert. Der Token der Aktionariat AG mit dem Kürzel DAKS gehört inzwischen zu den vielversprechendsten Anlageoptionen im Bereich der Tokenisierung. Einen Wertzuwachs von rund 250 Prozent innerhalb eines Jahres konnte das Schweizer Unternehmen bereits verzeichnen.

Boss Info AG

Mit der Boss Info AG hat ein weiteres Schweizer Unternehmen die Tokenisierung zum wirtschaftlichen Erfolg gebracht. Boss ist seit mehr als 20 Jahren am Markt und bietet unabhängige ICT und Business Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen in der Schweiz an.

2021 hat das Unternehmen 100 Prozent seiner Anteile tokenisiert und damit das Ziel verknüpft, zum Marktführer seines Unternehmensfeldes zu wachsen. Der Token des Unternehmens mit dem Kürzel BOSS performt gut und konnte bislang einen Wertzuwachs von knapp 70 Prozent verzeichnen.

DDC Swiss AG

Das Schweizer Unternehmen DDC Swiss AG hat sich im Bereich Technologie und Software-as-a-Service (SaaS) einen Namen gemacht. Das Unternehmensfeld umfasst integrierte Softwarelösungen und Dienstleistungen im Bereich digitaler Dokumentation und Instandhaltung. Zu den Kunden des Unternehmens gehören Flughäfen, Transportunternehmen, Krankenhäuser und Energieversorger.

Auch die DDC Swiss AG hat die Tokenisierung über die Aktionariat AG umgesetzt. Das Unternehmen hat einen Teil seiner Anteile in Token umgewandelt, die unter dem Kürzel DDCS über aktionariat.com getradet werden können. Die Performance ist vielversprechend. Bis zum Stichtag im März 2023 konnte die DDC Swiss AG einen jährlichen Wertzuwachs für ihren Token von 32 Prozent verzeichnen.

Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich um keine Anlageberatung. Der Autor bringt lediglich seine persönliche Meinung zum Ausdruck.

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