70 Prozent der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt. Allerdings ist der überwältigende Großteil davon nicht trinkbar, da es sich um Meerwasser handelt. Wissenschaftler:innen der University of Illinois Urbana-Champaign (UIUC) haben ein hypothetisches System untersucht, das Wasserdampf von der Oberfläche der Ozeane aufgreifen und diesen in Trinkwasser umwandeln kann – und zwar in Mengen, die ganze Städte versorgen könnten.


Bild: UIUC

Wasser aus der Meeresluft

Wassermangel ist eine der großen Herausforderungen der Menschheit – und die Situation wird sich weiter verschlechtern, was zu großen Teilen am Klimawandel liegt. Ein potentielles und riesiges Wasserreservoir sind die Weltmeere. Desalinierungsprojekte stoßen allerdings schnell an ihre Grenzen, wenn man sie im großen Stil durchführen will.

Die Natur allerdings entsalzt permanent Wasser, indem die Sonne die Oberfläche der Ozeane erwärmt und so Wasser verdampft, dass dann zu regen wird. Das UIUC-Team schlägt eine Anlage vor, die sich dieses Prinzip zunutze macht.


Die Forscherinnen schlagen vor, dass einige Kilometer vor der Küste Anlagen gebaut werden, die Luft auffangen, die stark gesättigt mit Wasserdampf ist. Diese Luft kann dann an Land geleitet und in einer weiteren Anlage kondensiert werden. Das daraus resultierende Süßwasser könnte dann als Trinkwasser, für die Landwirtschaft oder für diverse andere Zwecke genutzt werden. Das komplette System könnte von Offshore-Windkraftanlagen und landbasierten Photovoltaik-Anlagen mit Strom versorgt werden.

Bis zu 80 Milliarden Liter Wasser pro Anlage und Jahr

Das Team hat insgesamt 14 Städte weltweit auf die Umsetzbarkeit des Vorschlags hin evaluiert, darunter Rom, Los Angeles, Barcelona und Abu Dhabi. Dabei untersuchten sie, wie viel Wasser in etwa mit dieser Methode gewonnen werden kann, gemessen an der individuellen Situation vor Ort. Dabei gingen sie von Offshore-Strukturen mit einer Größe von 100 Metern Höhe und 210 Metern Breite aus.

Ausgehend von ihren Modellrechnungen ermittelten die Forscher:innen, dass auf diese Weise pro Anlage zwischen 37,6 und 78,3 Milliarden Liter Trinkwasser gewonnen werden könnten – abhängig von den genauen Bedingungen vor Ort. Dann rechneten sie aus, wie viele dieser Anlagen benötigt werden würden, um die Bevölkerung der Städte mit Wasser zu versorgen, ausgehend von einem Bedarf von 300 Litern pro Person und Tag. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass für die untersuchten Städte zwischen zwei und zehn Einheiten ausreichen würden.

Theoretische Idee mit interessantem Ansatz

Die Forscher:innen halten ihren Ansatz für eine elegante Lösung für die Trinkwasserversorgung großer Städte. Mit den Anlagen wird quasi der natürliche Wasserzyklus simuliert, mit der Ausnahme, dass der Wasserdampf dorthin geleitet wird, wo er benötigt wird. Außerdem nimmt die Effizienz des Systems mit fortschreitendem Klimawandel sogar zu. „The climate projections show that the oceanic vapor flux will only increase over time, providing even more fresh water supply. So, the idea we are proposing will be feasible under climate change. This provides a much needed and effective approach for adaptation to climate change, particularly to vulnerable populations living in arid and semi-arid regions of the world„, so Afeefa Rahman, Mitautor der Studie.

Allerdings ist die Idee noch sehr theoretisch. Es handelt sich dennoch um einen interessanten Ansatz, der durchaus weiterverfolgt werden sollte.

via UIUC

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