Der Fußballer Jürgen Wegmann prägte einst den legendären Ausspruch: „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Ein bisschen trifft dies aktuell auch auf den deutschen Windkraftkonzern Nordex zu. Denn dieser hat ohnehin mit steigenden Kosten und geringen Margen zu kämpfen. Anfang des Jahres wurde das Unternehmen dann auch noch Opfer eines Hackerangriffs. Dadurch musste die Präsentation der Quartalszahlen verschoben werden, weshalb das Unternehmen seinen Platz im S-Dax verlor. Dies dürfte allerdings nur ein vorübergehendes Phänomen sein. Aktuell sieht es so aus als würde Nordex bei der nächsten regulären Überprüfung des Index wieder zurückkehren. Schwerwiegender ist hingegen die Tatsache, dass die Geschäftszahlen, als sie dann endlich präsentiert werden konnten, alles andere als gut ausfielen. So fiel im operativen Geschäft ein Verlust in Höhe von 89 Millionen Euro an. Im selben Quartal des Vorjahres wurde hingegen noch ein Gewinn erzielt.


Wind turbine farm against distant mountains (3d graphic)

Die Wachstumsprognosen fielen etwas zu optimistisch aus

Auch der Umsatz brach um ein Viertel ein und lag bei lediglich 933 Millionen Euro. Auf den ersten Blick scheint dies zu verwundern. Denn die Politik in Europa treibt die Energiewende so stark voran wie selten zuvor. Fast alle Länder planen daher den massiven Ausbau der Windenergie. Auf der anderen Seite gibt es bei den Windradherstellern kaum ein Unternehmen das nachhaltige Gewinne macht. Erklären lässt sich dies mit einer Kombination aus verschiedenen Faktoren. So setzten die Hersteller in der Vergangenheit sehr stark auf Wachstum und bauten große Produktionsstätten auf. Um diese auszulasten mussten sie dann aber auch Aufträge annehmen, die nicht wirklich rentabel waren. Verschärft wurde diese Problematik durch die Politik, die in den vergangenen Jahren den Ausbau der Windkraft eher drosselte – etwa durch neue Vergabeverfahren und Abstandsregeln. Hinzu kommen aktuell externe Schocks. So hat der Krieg in der Ukraine die Preise für viele wichtige Rohstoffe in die Höhe getrieben.

Der Kostendruck in der Branche ist hoch

Viele Lieferketten wurden zudem unterbrochen, was die Kosten für die Logistik ansteigen ließ. Parallel dazu entwickelt sich die Technologie aber auch immer weiter. Die Unternehmen müssen also beständig in neue Produkte mit noch größeren Rotoren und noch leistungsstärkeren Turbinen investieren. Und zu guter Letzt drängen immer mehr asiatische Anbieter mit niedrigeren Lohnkosten auf den Markt. Darunter hat auch Nordex zu leiden. Das Unternehmen will daher das Werk für Rotorblätter in Rostock schließen und stattdessen in Indien produzieren. Die Politik wiederum sieht dies als Alarmsignal und will verhindern, dass sich die Geschichte der Solarindustrie wiederholt. Diese war einst weltweit führend, wurde dann aber fast vollständig durch asiatische Konkurrenten verdrängt. Dies lag allerdings auch daran, dass es sich um ein vergleichsweise einfaches und gut zu transportierendes Produkt handelte. Bei Rotoren und Turbinen ist dies nicht ganz so. Trotzdem sollten die europäischen Hersteller gewarnt sein.


Via: Handelsblatt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.