In den letzten Tagen und Wochen wurde viel über die deutsche Abhängigkeit von Russland in Sachen Erdgaslieferungen diskutiert. Diese hat sich in den letzten Jahrzehnten sogar noch deutlich erhöht. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt der Rückgang der einheimischen Erdgasförderung. Denn noch im Jahr 2001 konnten 21 Prozent der deutschen Erdgas-Nachfrage aus heimischer Förderung gedeckt werden. Inzwischen ist dieser Wert auf fünf Prozent gefallen. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass die bisher ausgebeuteten Lagerstätten nach und nach ihren Zenit erreicht haben. Gleichzeitig fällt es immer schwerer, neue Förderstätten zu erschließen. Dies wiederum hängt mit einer großen Skepsis bei Anwohnern und der Politik zusammen. So liegen die meisten deutschen Erdgasfelder in Niedersachsen. Der dortige Landtag debattierte aber noch kürzlich über ein komplettes Verbot für neue Erkundungs- und Fördergenehmigungen. Begründet wurde dies mit den erheblichen Belastungen für Mensch und Umwelt.


Bild: Florian Koch, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Umweltproblematik wird aktuell ins Ausland verschoben

Diese sind tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Insbesondere in Sachen Wasser- und Bodenschutz bestehen gewisse Risiken. In den letzten Jahren wurden daher die entsprechenden Genehmigungsverfahren massiv verschärft. Dank der aktuell stark gestiegenen Gaspreise könnte sich die Förderung hierzulande trotzdem weiterhin lohnen. Zur Wahrheit gehört zudem auch, dass die Förderung von Erdgas überall auf der Welt nicht besonders umweltfreundlich ist. Wenn man also die Förderung hierzulande einschränkt, der Verbrauch aber konstant bleibt, wird die Problematik lediglich ins Ausland verschoben. Auch die neue Bundesregierung versuchte sich in ihrem Koalitionsvertrag an einem Spagat. Einerseits wurde Erdgas als wichtige Brückentechnologie definiert, um den Ausstieg aus Kohle- und Atomenergie zu ermöglichen. Andererseits wurden neue Fördergenehmigungen in Nord- und Ostsee aber ausgeschlossen. Dies sorgte unter anderem in den Niederlanden für Irritationen. Denn die niederländische Firma One-Dyas will schon länger ein Erdgasfeld im deutsch-niederländischen Grenzgebiet in der Nordsee erschließen.

Die Niederlande drängen auf Projekte in der Nordsee

An Brisanz gewann das Thema durch die stark steigenden Erdgaspreise in diesem Winter. Diese wurden unter anderem verursacht, weil Russland weniger Erdgas lieferte als in der Vergangenheit. Begehrliche Blicke richteten sich daher in Richtung der Niederlande. Doch dort war man nicht wirklich bereit, die Förderung im eigenen Land zu erhöhen, um den Bedarf des Nachbarlandes zu decken. Stattdessen verwies man auf die möglichen Förderprojekte in der Nordsee. Bisher hat hier auf deutscher Seite aber noch kein Sinneswandel stattgefunden. Tatsächlich sollten auch nicht all zu viele Hoffnungen mit der heimischen Förderung verbunden werden. So geht der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie davon aus, dass die Fördermengen für einige Jahre um zehn bis zwanzig Prozent gesteigert werden könnten. Auf Importe wäre Deutschland auch dann noch angewiesen. Die Abhängigkeit würde sich aber zumindest ein wenig verringern.


Via: Handelsblatt

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