Der deutsche Bayer-Konzern hat bisher nicht viel Freude mit dem Kauf des US-Unternehmens Monsanto. Denn in den Vereinigten Staaten gingen gleich mehrere wichtige Prozesse rund um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat verloren. Der Aktienkurs von Bayer sank daraufhin massiv. Noch aber ist keines der Urteile rechtskräftig. Der deutsche Konzern hat jeweils Berufung eingelegt und verweist auf zahlreiche wissenschaftliche Studien. Vor diesem Hintergrund könnten nun aber Recherchen der Organisation Lobbycontrol zu einem Problem werden. Demnach hat Monsanto in Deutschland mindestens zwei Studien über Glyphosat finanziert, ohne dass dies bisher kenntlich gemacht wurde. Eine der Studien wurde unter anderem auch auf einer weltweiten Informationsseite des Bayer-Konzerns zum Thema Glyphosat zitiert. Inzwischen wurde der Verweis allerdings gelöscht.


Ein mit Herbiziden behandelter Acker in Sachsen. Foto: Holscher [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Beide Studien fielen extrem positiv aus

Konkret geht es um einen Professor, der bis zum Jahr 2015 an der Universität Gießen lehrte. Dieser führte im Jahr 2011 eine erste Studie zum Thema durch. Das Ergebnis: Der Verzicht auf Glyphosat würde erhebliche Wohlstandsverluste für Deutschland mit sich bringen. In einer Folgestudie aus dem Jahr 2015 wurde schließlich untersucht, welche ökologischen Folgen der Einsatz des Pflanzenschutzmittels hat. Auch hier fiel das Ergebnis sehr positiv aus: Die Ackerböden würden geschont und der CO2-Ausstoß reduziert. Unklar ist aktuell noch, weshalb die Teil-Finanzierung der Studien durch Monsanto bisher nicht kommuniziert wurde. Der betroffene Wissenschaftler möchte sich dazu nicht äußern, besteht aber darauf, dass seine Arbeiten dennoch wissenschaftlich korrekt durchgeführt worden seien. Ob dies stimmt, dürften sich Fachleute nun in den nächsten Wochen genauer anschauen.

Experten kommen zu unterschiedlichen Einschätzungen

Glyphosat steht im Verdacht krebserregend zu sein. Bewiesen wurde dies bisher allerdings nicht. So kamen das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) jeweils zu der Einschätzung: Nicht krebserregend. Auch die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) und Pestizidexpertengruppe der Weltgesundheitsorganisation (JMPR) halten eine entsprechende Gefahr für sehr unwahrscheinlich. Von Gegnern des Mittels wird hingegen oft die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) zitiert. Deren Einschätzung zufolge gilt Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“. Dieselbe Einschätzung wurde aber beispielsweise auch für heißen Tee und rotes Fleisch getroffen. Klar ist aber: Mangelnde Transparenz bei der Forschungsfinanzierung trägt mit Sicherheit nicht dazu bei, die Debatte zu versachlichen.


Via: Lobbycontrol

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