Seit über einhundert Jahren wird im Berliner Grunewald Trinkwasser gewonnen. Rund ein Viertel der Hauptstadt wird auf diese Weise versorgt. Allerdings wächst die Bevölkerungszahl Berlins seit vielen Jahren stark an. Folgerichtig ist auch der Verbrauch an Frischwasser gestiegen. Gleichzeitig sorgt die allgemeine klimatische Entwicklung dafür, dass sich die Wasserneubildung verringert – sprich: es regnet seltener und die Flüsse führen weniger Wasser. Sichtbar wird dies unter anderem am sogenannten Barssee. Dieser war vor mehr als einhundert Jahren ein beliebtes Ausflugsziel für die Städter. Später entwickelte sich daraus ein sogenanntes Schwingrasenmoor. Dies wiederum bringt Auflagen der Europäischen Union mit sich. Denn in Mooren und anderen sensiblen Gebieten darf nur Trinkwasser gefördert werden, wenn sichergestellt wird, dass das Ökosystem dadurch nicht beeinträchtigt wird.


Bild: Animantis / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)

Normales Trinkwasser ist zu nährstoffreich für das Moor

Schon in den 1990er Jahren leiteten die Berliner Wasserbetriebe daher normales Trinkwasser über einen Graben in das Gebiet. Dieser Ansatz erwies sich allerdings schon bald als nicht besonders hilfreich. Denn das Wasser war schlicht zu nährstoffreich für die an die besonderen Bedingungen des Moors gewöhnten Pflanzen. Was eigentlich zum Schutz des Ökosystems gedacht war, entwickelte sich so zur Gefahr und musste zügig wieder beendet werden. Diesmal kommt daher eine sogenannte Umkehrosmose-Station zum Einsatz. Vereinfacht ausgedrückt werden dabei 1.000 Liter Trinkwasser täglich durch eine Membran gepresst. Auf diese Weise werden die im Wasser enthaltenen Ionen zurückgehalten. Das so entmineralisierte Wasser wird zunächst in Tanks gespeichert und dann – um Verdunstungen möglichst zu vermeiden – nachts über einer Fläche von rund einem Hektar künstlich verregnet.

Umweltschützer sehen die Aktion kritisch

Die Berliner Politik hofft, auf diese Weise das Gleichgewicht zwischen einer steigenden Trinkwasserversorgung und dem Erhalt des sensiblen Ökosystems halten zu können. Umweltschützer sehen das Projekt allerdings eher kritisch. So verweist der BUND darauf, dass die Europäische Union eigentlich eine Bekämpfung der Ursachen vorschreibt. Das Moor beregnen zu lassen, bekämpfe allerdings lediglich die Symptome, so die Argumentation der Kritiker. Sie wollen stattdessen ein besseres Wassermanagment etablieren. Was vereinfacht ausgedrückt so viel bedeutet wie: Mehr Wasser sparen. Der Schutz der Moore ist nicht nur für den Erhalt von seltenen und bedrohten Arten von Bedeutung, sondern auch für den Klimaschutz. Denn in gesunden Mooren werden große Mengen an CO2 gespeichert. Umgekehrt bedeutet dies aber eben auch: Werden die Ökosysteme zerstört, stellt dies eine Belastung für das Klima dar.


Via: Klimareporter

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