Eigentlich sollten Fahrradfahrer bei Stadtplanern sehr beliebt sein. Denn sie benötigen nur wenig Platz, verursachen keine Luftverschmutzung und keinen übermäßigen Lärm. Schaut man sich allerdings viele Großstädte in Deutschland und Europa an, wird schnell klar: Im Zentrum der Planung standen Autofahrer und deren Bedürfnisse. Radfahrer spielten bestenfalls eine Nebenrolle. Allerdings gibt es auch Ausnahmen von dieser Regel. So gilt Kopenhagen traditionell als extrem Fahrradfreundlich. Selbiges gilt für die meisten niederländischen Städte. Zu beobachten ist dies neuerdings unter anderem am Amsterdamer Hauptbahnhof. Denn dort werden in den nächsten Wochen und Monaten sämtliche überirdische Fahrradständer verschwinden. Der Grund: Die Stadt hat sechzig Millionen Euro in den Bau eines unterirdischen Parkhauses für Fahrräder investiert. Dort sollen zukünftig bis zu 7.000 Drahtesel gleichzeitig abgestellt werden können. Eine Besonderheit: Weil der Bahnhof weitgehend von Hafenwasser umgeben ist, befinden sich die Stellplätzen unter Wasser. Bild: Eriksw, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons Der gesamte Bahnhofsplatz in Amsterdam wurde neu gestaltet Hinzu kommt: In den ersten 24 Stunden ist die Abstellmöglichkeit kostenfrei. Zukünftig ist zudem der Bau eines weiteren Parkhauses mit zusätzlichen 4.000 Stellplätzen geplant. Amsterdam ist damit in den Niederlanden aber noch keineswegs führend. In Utrecht beispielsweise nutzen statistisch gesehen noch deutlich mehr Einwohner das Fahrrad. Folgerichtig ist dort mit rund 12.000 Stellplätzen auch das weltweit größte Fahrradparkhaus errichtet worden. In Amsterdam wiederum ist das Neubauprojekt Teil eines größeren Umbaus. So wurde der Platz vor dem Bahnhof komplett von Autos befreit. Im Gegenzug entstand eine neue U-Bahnstation. Zusätzlich wurden einige im 20. Jahrhundert errichtete Gebäude rund um den Bahnhof abgerissen. Dieser erhält somit ein wenig wieder sein historisches Aussehen rund um das Jahr 1900 zurück – ohne sichtbar geparkte Autos und Fahrräder. Die insgesamt vier Jahre dauernden Arbeiten wurden zudem von einer Webcam dokumentiert. Die Stadt Amsterdam hat davon inzwischen ein beeindruckendes Zeitraffer-Video veröffentlicht. De grootste fietsenstalling 🚲🚲🚲 van onze stad opent eind januari de deuren. Om de stalling te bouwen moest het water worden weggepompt uit het Open Havenfront. Bekijk 4️⃣ jaar werk in 6️⃣0️⃣ seconden. pic.twitter.com/J1GJM6PYmZ — Gemeente Amsterdam (@AmsterdamNL) January 13, 2023 Auch Deutschland will zukünftig mehr Geld investieren Auch andere Länder in Europa investieren teilweise viel Geld in den Ausbau der Rad-Infrastruktur. Norwegen beispielsweise stellte knapp eine Milliarde Dollar für den Bau von Fern-Radwegen zur Verfügung. Eine ähnliche Summe investierte auch die Stadt London in den Ausbau des eigenen Radwege-Netzes. Die Beispiele zeigen: Um die Bedingungen für Radfahrer zu verbessern, muss ordentlich Geld in die Hand genommen werden. In Deutschland spielt das Thema in vielen Städten aber noch eine eher untergeordnete Rolle. So kam eine Greenpeace-Studie im Jahr 2018 zu dem Ergebnis, dass die Städte hierzulande pro Kopf und Jahr gerade einmal drei Euro in die Rad-Infrastruktur investieren. Zumindest hat das Bundesverkehrsministerium inzwischen aber den sogenannten Radverkehrsplan 3.0 verabschiedet. In diesem Rahmen sollen immerhin 1,5 Milliarden Euro investiert werden, um die Rad-Infrastruktur auszubauen. Wenig überraschend sollen dabei die Niederlande als Vorbild dienen. Via: Der Spiegel Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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