Während der Corona-Krise veränderte sich auch in der österreichischen Hauptstadt Wien die Nutzung der Fortbewegungsmittel. Während der öffentliche Personennahverkehr weitgehend gemieden wurde, steig die Zahl der Fußgänger und Radfahrer. Dadurch wurde aber offensichtlich: An vielen Stellen mangelt es schlicht an Platz für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer. Die Stadtverwaltung reagierte darauf durchaus kreativ, gab teilweise Fahrspuren für den Radverkehr frei und etablierte sogenannte Pop-Up-Radwege. Nun soll daraus eine dauerhafte Verkehrswende werden. Zumindest sehen dies die Pläne der zuständigen Vize-Bürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) vor. Geht es nach ihr, wird es innerhalb des Rings ein grundsätzliches Fahrverbot für Autos geben. Abgewichen werden darf davon nur, wenn eine von insgesamt 16 Ausnahmebestimmungen erfüllt wird.


Foto: Bgabel at wikivoyage [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Der Autoverkehr soll um ein Viertel reduziert werden

Dies hört sich zunächst einmal nach recht vielen Ausnahmen an. Tatsächlich sind die geplanten Regelungen aber durchaus ambitioniert. So sollen auch weiterhin Anwohner und Garagenbesitzer in der Innenstadt unterwegs sein dürfen. Selbiges gilt für Hotelgäste, Lieferfahrzeuge und Taxis sowie Fahrer mit einem Behindertenausweis. Auch Rettungswagen und Polizeifahrzeuge dürfen die Straßen natürlich weiterhin nutzen. Für alle anderen gilt aber zukünftig: Die unmittelbare Innenstadt muss umfahren werden. Ein erstes Gutachten hat ergeben, dass sich das Verkehrsaufkommen in den entsprechenden Gebieten dadurch um rund 25 Prozent reduzieren würde. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass die Auswirkungen in den angrenzenden Bezirken – etwa durch ausweichende Autofahrer – nur gering sein dürften. Aktuellen Planungen zufolge soll das Fahrverbot noch vor dem 11. Oktober starten. Dann wird in Wien ein neuer Gemeinderat gewählt.

Noch muss der Bürgermeister die Pläne absegnen

Allerdings muss der Plan bis dahin noch zwei Hürden überstehen. Zum einen steht die Prüfung der Verordnung durch die städtischen Juristen noch aus. Diese haben erst in dieser Woche die detaillierten Pläne erhalten und werden sich nun an die Arbeit machen. Zum anderen muss auch noch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) seine Zustimmung erteilen. Dieser präsentierte sich in der Vergangenheit nicht immer als Freund einer all zu radikalen Verkehrswende. Auch ihm dürfte allerdings klar sein, dass auf Dauer die Zahl der Autos in der Innenstadt reduziert werden muss. Denkbar ist daher, dass das Fahrverbot grundsätzlich beschlossen wird, gleichzeitig aber noch einige weitere Ausnahmen hinzugefügt werden – etwa für die Kunden der ansässigen Betriebe. Dadurch allerdings würde die Reduzierung des Autoverkehrs auch weniger stark ausfallen als eigentlich gewünscht. Neben Wien haben auch andere Städte den Autos in der Innenstadt den Kampf angesagt – beispielsweise London und Paris.


Via: Der Standard

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