Deutsche Ingenieure wollen mitten in der Stadt Tomaten und Salate züchten, um Transportwege einzusparen. Vorbild für die Hochhäuser ist eine Entwicklung für den ersten Flug zum Mars. Wenn sich irgendwann Menschen auf den Weg zum Mars machen ist ein spezielles Treibhaus an Bord, das sie mit Gemüse, Kräutern und Salaten versorgt. Immerhin dauert die Reise weit mehr als ein Jahr. Ausschließlich Astronautenkost wäre dann doch zu einseitig. In Bremen steht ein Treibhaus, in dem Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die besten Anbaumethoden für Tomaten, Gurken, Salate und Kräuter erproben. Das Treibhaus, Eden-Labor genannt, ist hermetisch abgeriegelt. Die Pflanzen wurzeln einfach in Wasser, das ständig umgewälzt und optimal mit Nährstoffen versorgt wird. Pflanzenzucht auf vier Etagen Bis das Treibhaus auf einer Marsmission eingesetzt wird, werden noch viele Jahre ins Land gehen. Zwischenzeitlich könnte es jedoch schoneinmal Probleme auf der Erde lösen, sagten sich die DLR-Ingenieure und entwarfen ein 30 Meter hohes Treibhaus, das sie mitten in Städte oder auch in regenarme Gebiete stellen wollen. Es hat eine Grundfläche von 35 mal 74 Metern. Aufgeteilt ist es in sechs Stockwerke. In den oberen vier, die jeweils sechs Meter hoch sind, wachsen die Pflanzen. Parterre befinden sich Büros und die Logistik, also das Auslieferungslager sowie die Verladerampen. Ziel ist es, die Transportwege für Waren, die in der Stadt benötigt werden, drastisch zu verkürzen beziehungsweise Menschen mit frischer Ware zu versorgen, deren Äcker verdorren. 95.000 Kilogramm Tomaten pro Jahr „In unserer Produktionsfabrik würden wir die Pflanzen unter genau kontrollierten und optimalen Bedingungen züchten“, sagt Conrad Zeidler vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme. „Dabei unterscheidet sich unser Salat oder unsere Tomate im Geschmack nicht von den Lebensmitteln, wie man sie heute in Supermärkten kauft.“ Die einzelnen Stockwerke sind wiederum in mehrere Ebenen unterteilt, auf denen Pflanzen gezüchtet werden. Ihr Licht beziehen sie von Strom sparenden Leuchtdioden. Pro Jahr könnte auf einer Etage 630.000 Kilogramm Salate oder 95.000 Kilogramm Tomaten gezüchtet werden. Pflanzenschutzmittel sind überflüssig Weil das System kontrolliert mit sauberer Luft und reinem Wasser sowie Nährstoffen versorgt wird, haben Unkräuter und Pflanzenschädlinge keine Chance einzudringen. Deshalb können die Betreiber des Vertical Farmings, also der lotrechten Landwirtschaft, auf Herbizide, Pestizide und Fungizide völlig verzichten. Die Aufbereitungsanlage für das ständig im Kreislauf geführte Wasser befindet sich ebenso wie Tanks im Kern des Gebäudes. Auch die Aufzüge für Personen und Ernteerträge sind dort untergebracht. Für Trockengebiete geeignet ist diese Art der Landwirtschaft, weil nur das Wasser nachgeliefert werden muss, das die Pflanzen in ihren Strukturen speichern. Das ist um ein Vielfaches Weniger als das, was beim Bewässern vor allem in sehr warmen Regionen benötigt wird. Schwimmende Treibhäuser in Singapur Zur Weltausstellung 2015 in Mailand präsentierte der passionierte Taucher Sergio Gamberini Nemos Gärten, eine andere Möglichkeit, zusätzliche Nahrungsmittel für eine wachsende Weltbevölkerung zu produzieren. Es handelt sich um Ballone, die wenige Meter unter der Meeresoberfläche schweben. Darin könnten Pflanzen gezüchtet werden. Aufs Meer setzt auch das Architekturbüro Forward Thinking Architecture. Die Singapurer wollen vor dem dicht besiedelten Stadtstaat schwimmende Hochhäuser installieren, in denen Pflanzen gezüchtet werden. Platz für herkömmliche Äcker ist in Singapur rar. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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