Bisher hat lediglich der Bhutan den Einsatz von synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft verboten. In der globalen Landwirtschaft spielt der Staat aber ohnehin keine große Rolle. Die Entscheidung blieb daher ohne großes internationales Echo. Etwas anders könnte sich die Situation allerdings darstellen, wenn die Schweiz dem Beispiel folgen sollte. Völlig unwahrscheinlich ist dies nicht. Denn eine entsprechende Initiative hat eine Volksabstimmung initiiert, die am kommenden Sonntag durchgeführt wird. Die Schweizer Bürger entscheiden dann darüber, ob in der Landwirtschaft weiterhin Pestizide eingesetzt werden dürfen. Vertreter der Landwirte und der Chemieindustrie sprechen sich vehement gegen eine solche Regelung aus. Auch die Politik hat das Thema nicht von sich aus auf die Agenda gehoben. Dennoch ist ein knappes Ergebnis zu erwarten. Eine Umfrage wies zuletzt immerhin 49 Prozent Zustimmung aus.


Hinrich [CC BY-SA 2.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Die Hersteller verweisen auf umfangreiche Tests

Die Befürworter eines Pestizid-Verbots verweisen auf gesundheitliche Gefahren für die Bevölkerung und eine Bedrohung der Artenvielfalt. Auch die Qualität des Trinkwassers sei durch den massenhaften Einsatz gefährdet. Die Hersteller der Pestizide argumentieren hingegen, dass die Produkte intensiv getestet würden und bei korrektem Einsatz keine Gefährdung darstellen würden. Interessant ist, dass mit Syngenta eines der wichtigsten Schweizer Unternehmen zu den weltweit größten Produzenten von synthetischen Pestiziden gehört. Die Firma verweist daher auch darauf, dass ohne die Nutzung der Pflanzenschutzmittel der Ertrag der Felder stark sinken würde. Berechnungen des Unternehmens zufolge wäre ein Rückgang um bis zu vierzig Prozent zu erwarten. Demzufolge gäbe es für die Verbraucher in der Schweiz weniger regionale Produkte und es müssten mehr Lebensmittel importiert werden. Auch höhere Preise wären zu erwarten.

Auch das Trinkwasser soll besser geschützt werden

Allerdings geht der Konzern bei seinen Berechnungen davon aus, dass ein Verbot sofort in Kraft treten würde. Dies sieht die Initiative aber nicht vor. Stattdessen ist eine rund zehnjährige Übergangsphase geplant. In dieser könnten die Landwirte ihre Produktion nach und nach umstellen. Weil es bisher allerdings kaum großflächige Erfahrungswerte gibt, lässt sich nur schwer sagen, ob dies tatsächlich ohne nennenswerte Ertragsverluste möglich wäre. Umgekehrt gilt aber auch: Gelingt der Schweiz der erfolgreiche Abschied von synthetischen Pestiziden, könnten andere Länder nachziehen. Die Schweizer Bürger stimmen am Sonntag zudem noch über eine zweite Initiative ab. Diese möchte das Trinkwasser schützen, indem Bauern nicht nur auf Pestizide verzichten, sondern auch auf den Einsatz von prophylaktischen Antibiotika. Außerdem soll kein Tierfutter mehr importiert werden dürfen. Auch hier deuten die Umfragen auf ein knappes Ergebnis hin.


Via: Der Spiegel

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