Der britische Premierminister Boris Johnson ist für seine manchmal etwas blumige Sprache bekannt. So erklärte er im Jahr 2013 Windparks seien „nicht in der Lage, die Haut von einem Milchreis abzuziehen“. Damals allerdings war er noch Bürgermeister von London und nicht für die Geschicke des ganzen Landes verantwortlich. Inzwischen benötigt die britische Wirtschaft aber dringend neue Impulse, um die Folgen der Corona-Krise und des Brexits unbeschadet zu überstehen. Helfen sollen dabei ausgerechnet die zuvor belächelten Erneuerbaren Energien. So kündigte Johnson nun an, insgesamt rund 175 Millionen Euro in den Ausbau der britischen Häfen zu investieren. Dadurch sollen diese in die Lage versetzt werden, mehr Offshore-Windparks zu produzieren und zu installieren. Damit verfolgt die britische Regierung gleich drei Ziele:


Das sind die drei Ziele des Investitionsprogramms:

1. Mehr Windkraft im Strommix: Bis zum Jahr 2030 soll die Kapazität der Offshore-Windkraftanlagen im Land auf 40 GW steigen. Bisher war lediglich ein Anstieg auf 30 GW geplant. Auch hierfür hat Johnson einen bildhaften Vergleich gefunden: Alle Haushalte des Landes sollen dann mit Windstrom versorgt werden können.


2. Neue und gut bezahlte Arbeitsplätze: Die Regierung rechnet damit, dass durch die jetzt geplanten Investitionen direkt rund zweitausend neue Jobs geschaffen werden. Indirekt profitieren aber sogar rund 60.000 Beschäftigte in der Offshore-Windbranche von den staatlichen Zahlungen.

3. Die Förderung strukturschwacher Regionen: Die Häfen liegen im Nordosten von England sowie in Schottland und Wales. In den letzten Jahren wurde die Kritik in Großbritannien an der Spaltung zwischen dem boomenden Süden des Landes rund um London und dem Rest des Staates immer größer. Investitionen in die leicht abgehängten Regionen sind daher doppelt wichtig.

Ein Zehn-Punkte-Plan für die „grüne industrielle Revolution

Der Ausbau der Windenergie ist zudem nur ein kleines Puzzleteil in einer deutlich größer angelegten Strategie der britischen Regierung. So wurde bereits ein Zehn-Punkte-Plan angekündigt, der eine „grüne industrielle Revolution“ zur Folge haben soll. Die neuen Offshore-Windparks sind dabei nur ein Punkt auf der Liste. Die restlichen Maßnahmen sollen im Laufe des Jahres verkündet werden. Schon jetzt ist allerdings bekannt, dass die Regierung das Verbot für Autos mit Verbrennungsmotor deutlich vorziehen möchte. Auch vor diesem Hintergrund ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien von entscheidender Bedeutung. Denn die Elektrifizierung des Straßenverkehrs ist nur dann wirklich klimafreundlich, wenn der verbrauchte Strom auch sauber erzeugt wurde. Großbritannien scheint in diesem Punkt aber inzwischen auf einem guten Weg zu sein.

Via: Electrek

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