Mit dem Thema Lithium ist Francis Wedin durchaus vertraut: Er baute in Australien zahlreiche Förderstätten mit auf. Deshalb weiß er: Bisher ist die Lithium-Gewinnung aus Sicht der Umwelt nicht unproblematisch. So kann sie dafür sorgen, dass die Grundwasserspiegel absinken und ganze Ökosysteme zerstört werden. Der Australier suchte daher nach einer nachhaltigen Alternative und wurde in Deutschland fündig. Denn bei seinen Recherchen stieß er auf den Oberrheingraben, wo bereits um die Jahrtausendwende die ersten Geothermiekraftwerke errichtet wurden. Vereinfacht ausgedrückt wird dabei heißes Wasser aus dem Erdinneren an die Oberfläche befördert. Dort wird dann die Wärme genutzt und das abgekühlte Wasser anschließend wieder nach unten gepumpt. Die Besonderheit im Oberrheingraben: Analysen zeigten hier eine sehr hohe Mineralisation des Wassers. Unter anderem wurden eben vergleichsweise große Mengen an Lithium nachgewiesen. Mithilfe der sozialen Netzwerke setzte sich Wedin daher mit lokalen Experten in Verbindung. Gemeinsam gründeten sie dann schließlich die Firma Vulcan Energy, um Lithium in Deutschland zu fördern.


Bild: Vulcan Energy

Bisher existiert lediglich eine kleine Versuchsanlage im Labor

Später einmal sollen fünf Geothermie-Kraftwerke ausreichend Wasser an die Oberfläche befördern, um mit dem daraus gewonnenen Lithium bis zu eine Millionen E-Auto-Akkus bauen zu können. Noch ist das allerdings Zukunftsmusik. Zwar hat Vulcan Energy bereits ein entsprechendes Kraftwerk übernommen. Noch sind aber einige technologische Schwierigkeiten zu meistern. Denn das Wasser enthält keineswegs nur Lithium, sondern auch noch zahlreiche andere Mineralien. Diese müssen unter Umständen entfernt werden, um den Extraktionsprozess des Lithiums so effizient wie möglich zu gestalten. In einem Labor in Karlsruhe wird das aus der Erde kommende Wasser daher regelmäßig bis ins letzte Detail untersucht. Eine kleine Versuchsanlage steht dann bereit, um tatsächlich Lithiumchlorid aus dem Wasser zu holen. Per Elektrolye wird daraus dann Lithiumhydroxid, was an die Autoindustrie verkauft werden kann. Bisher allerdings produziert die Versuchsanlage lediglich einige Kilogramm Lithium pro Monat. Dies ist noch zu wenig, um weitergehende Versuche zu starten. In den nächsten Monaten soll daher eine deutlich größere Demonstrationsanlage den Betrieb aufnehmen.

Die Fördermengen bis 2030 sind bereits verkauft

Mit dem dort gewonnenen Lithium sollen dann zu Testzwecken auch schon die ersten Akkuhersteller beliefert werden. Fällt deren Rückmeldung positiv aus, könnte Ende nächsten Jahres langsam mit der serienmäßigen Förderung begonnen werden. Im Jahr 2025 sollen die Analgen den aktuellen Plänen zufolge dann auf Hochtouren laufen. Sämtliche Systeme sind zudem modular konzipiert, sodass sie sich im Zweifelsfall recht einfach erweitern lassen. Tatsächlich ist das Interesse aus der Industrie groß. So konnten dir Fördermengen bis zum Jahr 2030 bereits verkauft werden. Die Geothermie-Kraftwerke dienen zudem nicht ausschließlich der Lithium-Gewinnung. Vielmehr übernehmen sie auch weiterhin ihre ursprüngliche Funktion und speisen beispielsweise Wärme in eine Fernwärmenetz ein. Durch die Lithium-Gewinnung soll lediglich die Wirtschaftlichkeit der Anlagen erhöht werden. Einfach nachahmen lässt sich das Modell übrigens nicht. Stattdessen haben Recherchen Wedings ergeben, dass die Lithium-Gewinnung aus Thermalwasser weltweit nur an zwei Standorten sinnvoll betrieben werden kann: Am Oberrheingraben und in Kalifornien.


Via: Vulcan Energy

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