Verschmutzungen im Wasser müssen Lebewesen nicht gleich töten oder sie schwer erkranken lassen, um sich negativ auszuwirken. Auch Verhaltensänderungen können bereits fatale Folgen für ein Ökosystem haben, darauf machen Forscher der University of Florida in Gainesville aufmerksam. Sie untersuchten, wie Flusskrebse auf geringste Mengen Antidepressiva im Wasser reagieren – und machten eine unangenehme Entdeckung.


Von David Gerke – <span class=“int-own-work“ lang=“de“>Eigenes Werk</span>, CC BY-SA 3.0, Link

Die Wahl fiel auf die häufige Flusskrebsart Faxonius limosus

Menschen behandeln offensichtlich nicht nur ihre eigene Art mit Psychopharmaka, sondern den Rest der Umwelt gleich mit. In vielen Gewässern rund um den Erdball reichern sich diese Medikamente in Mini-Dosen an, was bisher niemanden so recht interessierte. Alexander Reisinger als führender Wissenschaftler der Studie meint dazu: »Wir haben untersucht, wie Flusskrebse reagieren, wenn sie Antidepressiva in Mengen ausgesetzt werden, wie sie heutzutage in Bächen und Teichen vorkommen können.« Die Wahl fiel dabei auf die in Europa und Nordamerika häufig vorkommende Flusskrebsart Faxonius limosus, die eine wichtige Rolle im Lebensraum Wasser spielen.

Flusskrebse verhalten sich auffallend leichtsinniger

Im Labor entstanden zwei Y-förmige künstliche Bachläufe, einer mit winzigen Mengen des Antidepressivums Citalopram versetzt, der andere mit sauberem Wasser. Die Forscher bereiteten ein Versteck für die Tiere vor, aus dem sie sich erst herauswagen mussten, um dann zwischen zwei Korridoren zu wählen. Von einer Seite strömte ihnen der Duft nach Nahrung entgegen, von der anderen der Geruch von Artgenossen. Im Medikamenten-Bach verließen die Flusskrebse viel eher ihren Unterschlupf und schlugen tendenziell häufiger den direkten Weg zur Nahrung ein. Sie verhielten sich also mutiger – oder auch leichtsinniger – und waren zudem mehr auf Essen aus als ihre Kontrollgruppe, die länger zögerte und sich lieber in die Nähe von Artgenossen begab.


Ein bisschen mehr Risikofreude, was macht das schon?, sollte man denken. Doch lassen sich wagemutige Tiere viel leichter von Fressfeinden erwischen, sodass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre Bestände reduzieren. Und wenn gleichzeitig die Zersetzung organischer Substanzen im Wasser steigt, verändern sich die Nährstoffflüsse, was wiederum weitere, teilweise unabsehbare, Folgen hat. Senior-Autorin Emma Rosi mahnt: »Es ist mehr Arbeit nötig, um zu verstehen, wie sich die pharmazeutische Verschmutzung auf chronischer, subletaler Ebene auf das Leben in Gewässern auswirkt.«

Quelle: wissenschaft.de

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