Rund 95 Prozent der spanischen Keramikindustrie befindet sich in der Provinz Valencia. Sie stellt somit einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region dar. Gleichzeitig werden die Brennöfen aktuell noch mit Erdgas betrieben. Die Keramikhersteller sind dadurch für rund ein Drittel der CO2-Emissionen in der Provinz verantwortlich. Zukünftig dürfte sich dies allerdings ändern. Denn als eine der ersten Industrien weltweit, möchten die spanischen Keramikhersteller ihre Produktion vollständig auf die Nutzung von grünem Wasserstoff umstellen. Dieser wird mithilfe von Erneuerbaren Energien gewonnen, sodass die Klimabilanz neutral ausfällt. Wird der grüne Wasserstoff dann genutzt, um fossile Brennstoffe zu ersetzen, ergibt sich sogar ein positiver Effekt für den Klimaschutz. Denkbar wäre ein solches Vorgehen auch in vielen anderen Industriezweigen. ThyssenKrupp beispielsweise experimentiert mit einem ähnlichen Ansatz bei der Stahlproduktion.


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Die Technologie liefert das Dresdner Unternehmen Sunfire

Dass allerdings ein kompletter Industriezweig eines Landes die Umstellung wagt, ist bisher noch ein Novum. Um diesen Schritt tatsächlich realisieren zu können, hat sich ein Konsortium aus rund vierzig Unternehmen gebildet. Zum Einsatz kommen soll zudem deutsche Technologie. Denn das Dresdner Unternehmen Sunfire wurde mit der Lieferung von zehn alkalischen Druckelektrolyseuren beauftragt. Die Anlagen verfügen jeweils über eine Kapazität von 10 MW. Die Besonderheit besteht darin, dass sich die Elektroden in einer 20- bis 40-prozentigen Kalilauge befinden. Dadurch entsteht an der Kathode Wasserstoff und an der Anode Sauerstoff. Beide Gase können dann getrennt eingefangen und genutzt werden. Während der Wasserstoff das fossile Erdgas ersetzt, verbessert der Sauerstoff die Brennprozesse. In dem geplanten Nutzungsszenario stellen die alkalischen Druckelektrolyseure somit die energetisch sinnvollste Lösung dar. Entwickelt wurden sie einst von der Schweizer Firma IHT.


Die Finanzierung ist noch nicht abschließend geklärt

Diese wiederum wurde dann von Sunfire übernommen. Wie wichtig das geplante Projekt in Spanien für die Branche ist, zeigt ein einfacher Blick auf die Zahlen. Denn bisher hat IHT weltweit lediglich Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 240 MW installiert. Durch die zehn Elektrolyseure in Spanien kämen auf einen Schlag noch einmal weitere 100 MW hinzu. Bei einer erfolgreichen Implementierung steigt zudem die Chance, dass auch andere Branchen das Wagnis einer Umstellung eingehen. Zunächst einmal müssen die Planungen nun aber noch mit einer finanziellen Basis unterlegt werden. Fest steht allerdings bereits: Alleine werden die Unternehmen aus der Keramikbranche die nötigen Investitionen nicht stemmen können. Sie setzen daher auf finanzielle Unterstützung durch den spanischen Staat und die Europäische Union. Tatsächlich existieren auf beiden Ebenen gut gefüllte Fördertöpfe für den Einsatz von grünem Wasserstoff. Die Chancen auf klimaneutrale Keramik aus Spanien stehen also gut.

Via: Climate Action

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