Im Norden Kenias haben die Bauern mit einer lange anhaltenden Dürre. Diese sorgt für deutlich weniger Ertrag auf den Feldern. Denn zum einen wachsen die Pflanzen deutlich langsamer oder vertrocknen sogar ganz. Zum anderen werden sie anfälliger für den Befall mit Schädlingen. Aus diesen Gründen hat der Norden des Landes mit einer Nahrungsmittelknappheit zu kämpfen. Der neu gewählte kenianische Präsident William Ruto hat sich daher zu einem radikalen Schritt entschlossen: Er erlaubte den Anbau von genverändertem Getreide im gesamten Land. Diese Entscheidung kam einerseits durchaus überraschend. Auf der anderen Seite ist aber auch bekannt, dass etwa die Vereinigten Staaten schon lange auf einen solchen Schritt gedrungen haben. Außerdem ist Kenia Teil des sogenannten Tela-Projekts, bei dem der Anbau von genetisch veränderten Lebensmitteln unter streng regulierten Bedingungen getestet werden soll. Das Problem: Bisher liegen hier noch keine gesicherten Ergebnisse vor. Bisher mangelt es an Transparenz bei den wissenschaftlichen Versuchen Zwar wird von den Verantwortlichen immer wieder kommuniziert, dass die Versuche gezeigt hätten, dass der angebaute Genmais resistent gegen die klassischen Schädlinge ist. Der Ertrag auf den Feldern würde sich somit deutlich erhöhen. Die Ergebnisse wurden bisher aber noch nicht veröffentlicht. Dabei ist eine solche Form der Transparenz eigentlich international Standard, damit andere Wissenschaftler die Plausibilität der Ergebnisse überprüfen können. Kritiker verweisen zudem auf Erfahrungen aus Südafrika. Dort sei die genveränderte Variante MON810 bereits zum Einsatz gekommen. Die Schädlinge hätten allerdings sehr schnell Resistenzen entwickelt. Letztlich wären so sogar mehr Ernteausfälle entstanden als zuvor. Ob dies an einem grundlegend falschen Ansatz lag oder an einem fehlerhaften Resistenz-Management ist allerdings noch umstritten. Einig ist man sich immerhin, dass zu der dürreresistenten Variante MON87460 bisher noch keine ausreichenden Daten vorliegen. Grundsätzlich gibt es in Kenia genug Nahrung für alle Selbst Befürworter der Präsidenten-Entscheidung räumen aber ein, dass es sich um keine kurzfristige Lösung für die Dürre im Norden des Landes handelt. Denn es dürfte einiges an Zeit dauern, bis der Import und Anbau im großen Stil umgesetzt werden kann. Wichtiger könnte daher aktuell ein zweiter Punkt sein: Die USA könnten nun genetisch verändertes Getreide als Nothilfe schicken. Zu viel davon könnte aber weitere lokale Bauern in Bedrängnis bringen, weil diese nicht mit den niedrigen Preisen des US-Mais mithalten können. Grundsätzlich ist die Lebensmittelknappheit in Kenia zudem kein Ertragsproblem. Denn in der Mitte und im Süden des Landes werden eigentlich ausreichend Nahrungsmittel produziert, um alle Menschen im Land zu versorgen. Bisher ist es aber nicht gelungen, die Verteilung entsprechend zu organisieren. Die Gründe dafür sind vielfältig und nur schwer zu beheben. Gut möglich, dass der neu gewählte Präsident den Einsatz von Gentechnik daher als einfachere Alternative sieht. Via: Der Spiegel Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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