Weizen ist eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel in Europa. Auf dem Kontinent werden pro Kopf und Jahr 66 Kilo des Getreides konsumiert – zumeist in Form von Brot und Nudeln. Die Weizenpflanze hat es indes nicht leicht: Sie ist nicht nur anfällig gegenüber Hitze und Dürre, sondern wird bei feuchtem Wetter auch of von Fusarium-Pilzen befallen, deren Toxine den Weizen für die menschliche Ernährung ungeeignet machen. In den zehn Jahren vor der Pandemie wurden durch den Fusarium-Pilz 75 Millionen Tonnen Weizen kontaminiert und mussten aus dem Verkehr gezogen werden. Noch bedenklicher: Auch der zugelassene Weizen enthält Toxinreste, was eine chronische Belastung für die Gesundheit darstellen kann.


Foto: H.-J. Sydow, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Gefährliche Pilztoxine in Weizen

Bei Fusarium-Pilzen handelt es sich um Pflanzenparasiten, die das Wachstum und die Körnerbildung von Weizen hemmen und giftige Stoffwechselnebenprodukte erzeugen. Diese Toxine sind für Menschen und Tiere giftig. So stört das Pilzgift Deoxynivalenol (DON) etwa die Proteinbiosynthese sowie Wachstumsverzögerungen und kann bei akuten Vergiftungen zu Übelkeit und Erbrechen führen. Andere Gifte wie etwa Zearalenon (ZEA) greifen ind den Hormonhaushalt ein und gelten als krebsfördernd. „Mit Fusarium-Toxinen kontaminiertes Getreide kann eine signifikante Gefahr für unsere Gesundheit darstellen, vor allem weil wir ihre Auswirkungen auf unser Wohlbefinden erst in Teilen kennen„, erklärt Neil Brown von der University of Bath.

Die Eu hat deshalb Grenzwerte für die Toxinbelastung von Weizen festgelegt. Ab 1250 Mikrogramm DON pro Kilogramm darf das Getreide gar nicht mehr für Lebensmittel verwendet werden. Bei einem Wert von 750 Mikrogramm oder höher ist der direkte Verzehr etwa in Form von Cerealien nicht mehr erlaubt. Das Getreide wird dann häufig als Tierfutter eingesetzt. Brown und seine Kolleg:innen wollten die Belastung von Nahrungs- und Futterweizen untersuchen und haben deshalb die Daten zweier europäischer Kontrollbehörden von 2010 bis 2019 ausgewertet.


75 Tonnen Weizen wurden unbrauchbar

Das Fusarium-Toxin DON wurde in Nahrungsweizen aller europäischer Länder nachgewiesen„, so das Team. Im Schnitt fand sich das Toxin bei 47 Prozent des Getreides. Die meisten kontaminierten Proben wurden in Nordeuropa und Großbritannien gefunden – 69 bis 93 Prozent des Weizens dort wies erhöhte Fusariumwerte auf. Diese lagen allerdings in den meisten Fällen unter den EU-Grenzwerten. „Wir schätzen, dass rund fünf Prozent des Weizens in Europa das erlaubte Limit überschritten hat, das entspricht in den zehn Jahren rund 75 Millionen Tonnen. Die Herabstufung dieses Weizens zu Tierfutter bedeutet einen Verlust von drei Milliarden Euro„, so die Forscher:innen.

Bei dem als Tierfutter verwendeten Weizen lagen die Toxinwerte deutlich höher. Im Schnitt fanden sich 858 Mikrogramm DON pro Kilogramm in den Proben, Ausreißer nach oben waren mit bis zu 49.000 Mikrogramm pro Kilogramm belastet. „Das ist bedenklich für die Tiergesundheit, zeigt aber auch, wie hoch die Belastung unseres Nahrungsweizens ohne die Grenzwerte wäre„, so Erstautorin Louise Johns von der University of Bath.

Auch geringe Toxinbelastungen können eine Gesundheitsbelastung sein

Nahrungsweizen kann indes auch dann ungesund sein, wenn er nur Spuren der Fusarium-Toxine enthält. „Es gibt ernste Befürchtungen, dass eine chronische Belastung der Nahrung mit diesen Mycotoxinen der menschlichen Gesundheit schadet„, so Brown. Die europäische Nahrungsmittelkontrollbehörde schätzt, dass die chronische Belastung mit DON bereits aktuell die für Kinder empfohlenen Grenzwerte überschreitet.

Außerdem sei der Großteil des kontaminierten Weizens gleich mit mehr als einem Fusarium-Toxin verunreinigt. „25 Prozent des Nahrungsweizens und 45 Prozent des Futterweizens enthielt neben DON auch mindestens ein weiteres Mycotoxin. Wir wissen bisher nicht, welche Gesundheitsfolgen die Belastung mit mehreren Mycotoxinen gleichzeitig hat. Der zunehmende Anteil solcher Co-Kontaminationen gibt aber Grund zur Sorge, auch wegen möglicher Synergie-Effekte zwischen den Pilzgiften„, so das Team.

Aus Sicht der Forscher müsse die Fusarium-Belastung von Weizen deshalb deutlich engmaschiger überwacht und ausführlicher erforscht werden. „ Wir müssen mehr darüber wissen, wie sich der Fusarium-Befall auf den Feldern entwickelt und welche Gebiete künftig am stärksten gefährdet sind. Gerade im Zuge des Klimawandels wird dies immer wichtiger„, so Koautor Dan Bebber von der University of Exeter.

via University of Bath

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