Chirurg:innen des Zentrums für Muskuloskelettale Medizin der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster ist es gelungen, vollständig robotergestützte mikrochirurgische Eingriffe vorzunehmen. Es handelt sich um den weltweit ersten Einsatz dieser neuen Operationsmethode, die ein großer Erfolg für die medizinische Digitalisierung ist. Bild: Universität Münster – Peter Leßmann Mit dem Roboter an kleinsten anatomischen Strukturen arbeiten Das Team rund um Privatdozent Dr. Maximilian Kückelhaus und Prof. Dr. Tobias Hirsch vom Zentrum für Muskuloskelettale Medizin der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster hat eine innovative Operationsmethode entwickelt, die auf dem Einsatz eines extra für die Mikrochirurgie konzipierten Operationsroboters setzt, der mit einem robotischen Mikroskop gekoppelt wird. Auf diese Art und Weise kann der Operateur bzw. die Operateurin komplett von dem Operationsfeld entkoppelt werden. Das Verfahren kommt nun seit zwei Monaten zum Einsatz, insgesamt wurden fünf erfolgreiche Eingriffe durchgeführt. „Das neue Operationsverfahren ermöglicht es uns, wesentlich feiner und präziser zu arbeiten als es mit konventionellen Operationstechniken möglich ist. Dadurch wird weniger Gewebe zerstört und die Genesung verläuft schneller„, so Kückelhaus. Das Verfahren kann etwa für komplexe Brust-Rekonstruktionen bei Brustkrebspatientinnen oder für komplizierte Gewebetransplantationen eingesetzt werden. Mithilfe der Kombination aus Operationsroboter und robotischen Mikroskop können die Ärzt:innen auch kleinste anatomische Strukturen wie Blutgefäße, Nerven oder Lymphbahnen, die oft nur einen Durchmesser von 0,3 Millimetern haben, wieder miteinander verbinden. OP auch über große Entfernung Bei dem verwendeten Roboter handelt es sich um das sogenannte Symani Surgical System. Dieses übernimmt während der OP die Bewegungen der Hände des Operateurs über ein elektromagnetisches Feld und Joysticks. Der Roboter kann die Bewegungen mit einer bis zu 20-fachen Verkleinerung und über winzige Instrumente ausführen. Dabei kommt er ganz ohne Zittern aus. Das robotische Mikroskop kommt von der Firma BHS Technologies und stellt das Operationsfeld über ein VR-Headset dar. Die Kopfbewegungen des Chirurgen bzw. der Chirurgin können so erfasst und auf den Operationsroboter übertragen werden. Außerdem können über Kopfgesten verschiedene Funktionen des Roboters angesteuert werden, ohne dass dabei die Hände benutzt werden müssen. Zudem kann die Operation von menschlicher Seite aus sitzend durchgeführt werden. „Diese Technik schützt uns vor Ermüdung, sodass sich die Konzentration über viele Stunden deutlich besser aufrechterhalten lässt. In ersten Studien an den Systemen vor dem Einsatz im OP konnten wir bereits die positiven Auswirkungen auf die Operationsqualität und Ergonomie belegen„, so Tobias Hirsch, der den Lehrstuhl für Plastische Chirurgie an der WWU innehat. In unmittelbare Zukunft sind weitere Operationen geplant. Dabei werden Daten erhoben, die dann in wissenschaftlichen Studien evaluiert werden. „ Wir hoffen, mit dem neuen Verfahren nicht nur noch präziser und sicherer zu operieren, sondern an kleinsten Strukturen auch über die Grenzen der menschlichen Physis hinaus gehen zu können. Die Entkopplung vom Operationstisch kann es außerdem perspektivisch erlauben, dass der Operateur irgendwann nicht mehr vor Ort sein muss. So könnte ein Experte spezielle Operationen an vielen Standorten ausführen, ohne dafür reisen zu müssen„, so Kückelhaus. via Universität Münster Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter