Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln vor eine doppelte Herausforderung gestellt. Zum einen fehlen schlicht viele Getreide-Exporte aus den beiden Ländern. Gleichzeitig haben die steigenden Gaspreise aber auch dafür gesorgt, dass Düngemittel deutlich teurer geworden sind. Insbesondere für ärmere Farmer in Schwellen- und Entwicklungsländern sind sie damit unerschwinglich geworden. Dies gilt auch für Peru. Dort sind die Dünger-Importe in diesem Jahr um mehr als fünfzig Prozent eingebrochen. Die Folge: Ein 50-Kilogramm-Sack kostet jetzt nicht mehr 20 Dollar, sondern 65 Dollar. Der Preis hat sich also mehr als verdreifacht. Einfach auf Dünger verzichten können die Farmer aber auch nicht, weil dann der Ertrag der Äcker erst recht nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Außerdem wäre dann auch die Lebensmittelversorgung insgesamt gefährdet.


Bild: Christine2212, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Guano wurde einst in großen Mengen nach Europa exportiert

Steigende Lebensmittelpreise wiederum sind eine Gefahr für jede Regierung. Dies weiß auch der peruanische Präsident Pedro Castillo. Dieser führt ohnehin keine besonders stabile Regierung an. Die Zahl der von ihm innerhalb des letzten Jahres ernannten Minister nähert sich der Marke von siebzig. Um noch mehr Unruhe zu vermeiden, setzt die Regierung daher nun auf ein lokales Produkt. Dabei geht es um das sogenannte Guano, das entsteht wenn Ausscheidungen von Seevögeln, Pinguinen oder Kormoranen mit Kalkstein in Verbindung kommen. Das so entstehende steinkörnige Gemenge enthält unter anderem viele Phosphate und Nitrate und ist daher sehr gut als Düngemittel geeignet. Anfang des 19. Jahrhunderts brachte Alexander von Humboldt Guano erstmals nach Europa. Anschließend setzte eine gewaltige Nachfrage ein und Guano wurde zu einem wichtigen Exportprodukt für Südamerika.

Fünf bis zehn Prozent der Düngemittelimporte könnten ersetzt werden

Spätestens mit der Entwicklung des Haber-Bosch-Verfahrens zur künstlichen Herstellung von Ammoniak reduzierte sich die Bedeutung von Guano dann wieder stark. Die Vögel lassen ihre Ausscheidungen aber natürlich auch weiterhin in Richtung Erde fallen. Die peruanische Regierung hat daher nun begonnen, den lokalen Naturdünger landesweit zu verteilen. Die Kosten für einen 50-Kilogramm-Sack liegen bei etwas mehr als zehn Dollar und damit deutlich niedriger als bei vergleichbarem Kunstdünger. Ganz perfekt ist aber auch diese Lösung nicht. Denn die Produktion von Guano kann natürlich nicht so einfach gesteigert werden. So gehen Schätzungen davon aus, dass sich jährlich zwischen 30.000 und 40.000 Tonnen gewinnen lassen. Dies reicht aber bei weitem nicht aus, um alle kleinen und mittelgroßen Farmer in Peru zu versorgen. Zumindest könnten so aber zwischen fünf und zehn Prozent der Düngemittelimporte ersetzt werden.


Via: The Guardian

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