Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY veröffentlicht regelmäßig das sogenannte Start-up-Barometer. Darin wird im Wesentlichen erfasst, wie viel Geld in junge und innovative Firmen investiert wird. Dies kann als Indikator für den Zustand der gesamten Branche gelten. In den letzten Jahren war man hier immer neue Rekordzahlen gewohnt. So kam es bei den deutschen Startups stets zu deutlich mehr Investments, die zudem auch noch immer größer ausfielen. Im ersten Halbjahr 2022 weist das Barometer nun aber ein deutliches Minus aus. So kam es insgesamt zu Investitionen in Höhe von sechs Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stellt dies einen Rückgang um stolze zwanzig Prozent dar. Die Zahl der Finanzierungsrunden reduzierte sich allerdings nur um sieben Prozent. Dies spricht dafür, dass Investoren durchaus noch bereit sind, Geld in junge Firmen zu stecken. Die Summen fallen allerdings niedriger aus als im vergangenen Jahr. Die Zinswende macht Investments weniger attraktiv Mit der Performance der deutschen Startups hat dies nur bedingt zu tun. Vielmehr haben sich die makroökonomischen Bedingungen verändert. So verfolgten die Notenbanken lange Zeit eine Niedrigzinspolitik. Es stand also viel preiswertes Geld zur Verfügung. Dies machte Investments in Firmen, die noch Verluste schrieben, aber ein hohes Wachstum vorweisen konnten, attraktiv. Die Aussicht auf möglicherweise zukünftig anfallende Gewinne konnte also vergleichsweise preiswert erkauft werden. Inzwischen haben die hohen Inflationszahlen aber zu einer Kehrtwende bei den Notenbanken geführt. Sie wollen nun die Zinsen deutlich erhöhen, was tendenziell zu höheren Kosten bei den Investoren führt. Diese achten daher nun genauer darauf, ob die jungen Firmen tatsächlich so viel Geld benötigen. Hinzu kommen eine deutliche Eintrübung der wirtschaftlichen Entwicklung in Folge des Ukraine-Kriegs sowie massive Probleme bei den weltweiten Lieferketten. Fintechs und E-Commerce-Startups werden skeptisch betrachtet Die Veränderung der weltwirtschaftlichen Lage spiegelt sich auch in der Verteilung der Investments auf verschiedene Branchen wider. So floss in den vergangenen Jahren viel Geld in E-Commerce-Firmen. Hier ist die Euphorie inzwischen aber stark abgeflaut. Selbiges gilt für den Bereich der Fintechs. Beide Branchen dürften unter der wirtschaftlichen Eintrübung leiden. Zu beobachten ist dies auch nicht nur in Deutschland: Selbst Europas wertvollstes Fintech Klarna aus Schweden musste zuletzt mit einer deutlich reduzierten Bewertung leben. Mehr Geld wurde im ersten Halbjahr dieses Jahres hingegen beispielsweise in Startups aus der Energiebranche investiert. Dies dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass die Thematik verstärkt in den öffentlichen Fokus gerückt ist. Auch Greentech-Unternehmen haben weiterhin gute Chancen auf frisches Geld. Selbiges gilt traditionell für Firmen aus dem Bereich Software & Analytics. Via: Handelsblatt Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
Ohne Brillen oder Kontaktlinsen: So soll Kurzsichtigkeit schon in jungem Alter unter Kontrolle gebracht werden