Wir alle kennen den kleinen schwarzen Balken aus vielen einzelnen Strichen, ohne den im modernen Handel nichts laufen würde. An Kassen wird schließlich seit Jahrzehnten gescannt und nicht mehr getippt. Auch die Logistik- und Lagerbranche kommt ohne den Barcode nicht aus. Doch wird das so bleiben? Die sogenannte RFID Technologie ist auf dem Vormarsch und könnte in Zukunft nicht nur den Barcode, sondern möglicherweise auch das Personal an der Supermarktkasse ersetzen. Wir wollen uns deshalb den Fragen widmen, was die Technik sonst noch so kann, welche Sicherheitsbedenken es gibt und ob der gute alte Barcode tatsächlich aussterben wird. Was ist RFID eigentlich? Die vier Buchstaben RFID stehen für den anglizistischen Begriff “radio frequency identification”, also die „Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen“. Der RFID-Chip, das Herzstück der Technologie, besteht aus einem Speicher, Schaltkreisen und einer Antennenspule. Je nach Chip ist der Speicher einmal oder mehrfach beschreibbar. Aktiviert wird der RFID-Chip durch ein Lesegerät, das über Radiowellen mit dem Transponder kommuniziert. Über weitere Befehle lassen sich dann die Daten auslesen, die sich auf dem Chip befinden. Erste RFID-Anwendungen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs eingeführt Bevor wir einen Ausblick in die Zukunft von RFID wagen, möchten wir die Geschichte der RFID-Technologie kurz anreißen. Erstmals kamen RFID-Anwendungen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zum Einsatz. Über Transponder und Leseeinheiten in Panzern und Flugzeugen, sollte die Freund-Feind-Erkennung revolutioniert werden. In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrtausends brachte Siemens seine “Siemens Car Identification” auf den Markt. Während zu Beginn vor allem Eisenbahnwagen damit genauer identifiziert wurden, kam die gleiche Technologie später auch bei Autoteilen in Lackierereien zum Einsatz. Warensicherungssysteme auf RFID-Basis erblickten in den 1970er-Jahren das Licht der Welt. Noch ein Jahrzehnt später folgten RFID-Anwendungen für die Landwirtschaft. Dabei wurden Tiere erstmals mit Chips gekennzeichnet. Durch eine starke Förderung der Technologie, wurden RFID-Systeme ab den 1990er-Jahren auch für Mautsysteme eingesetzt. Zudem werden Pässe (z.B. Skipässe), Tankkarten und elektronische Schlösser bereits seit dieser Zeit mit RFID-Chips versehen. In Zukunft immer mehr Einsatzbereiche für RFID Die Einsatzbereiche für die RFID-Technologie scheinen schier unbegrenzt zu sein. Immer stärker im Kommen ist das kontaktlose Bezahlen. Statt die EC- oder Kreditkarte mit dem Magnetstreifen durch das Lesegerät zu ziehen, reicht es mittlerweile, die Plastikkarte in die Nähe des Lesegeräts zu bringen. NFC (Near-Field-Communication) heißt dieser internationale Übertragungsstandard, der auf der RFID-Technik basiert. RFID im Einzelhandel schon angekommen Schaut man sich die Lager moderner Handelsketten an, sind RFID-Chips dort bereits (fast) flächendeckend im Einsatz. Transportbehälter sind beispielsweise mit Transpondern ausgestattet, die Informationen über die angelieferten Waren enthalten. Vorteile im Vergleich zum guten alten Barcode sind vor allem die Menge an Informationen, die auf dem Chip gespeichert werden können. Zusätzlich werden sämtliche Prozesse beschleunigt. Das Entladen eines LKW lässt sich eben viel schneller abwickeln, wenn nicht jede einzelne Position mit einem Barcodescanner erfasst werden muss. Vorteile von RFID gegenüber Barcodes auf einen Blick: ➔ zügigere Erfassung ➔ größere Datenmengen ➔ platzsparender als Strichcodes ➔ verschlüsselbare Technologie Datenschützer schlagen Alarm Was erst einmal ausschließlich positiv klingt, hat leider auch seine Schattenseiten. Sollte irgendwann jede Cornflakes-Schachtel und jeder Bierkasten mit einem eigenen Chip versehen sein, der kontaktlos ausgelesen werden kann, ist der Schritt zum gläsernen Kunden nicht weit. Weil Kunden-, Payback- und EC-Karten ebenfalls mit dieser Technik arbeiten, können Kunden zukünftig eindeutig identifiziert werden. Auch im Modehandel ist RFID schon seit Langem im Einsatz. Zahlreiche bekannte Bekleidungsfirmen wie C&A und Zara setzen RFID-Chips schon länger bei ihren Kleidungsstücken ein. Die winzig kleinen Transponder überstehen teilweise hunderte Waschgänge und werden meist überhaupt nicht von ihren Trägern bemerkt. Jedes Mal, wenn man mit einem solchen Kleidungsstück ein Geschäft betritt, sendet man eine eindeutige Seriennummer an das Lesegerät am Eingang. Das Problem dabei ist, dass diese Daten auch von Drittpersonen ausgelesen werden können. Wie die ZEIT bereits 2012 berichtete, lassen sich so prinzipiell eindeutige Bewegungsprofile von Kunden erstellen. Aktuelle Einsatzbereiche von RFID: ● Tierkennzeichnung ● Maut ● Ticketing ● Wegfahrsperre ● Reisepass / Personalausweis ● Logistik ● Supermarkt & Logistik RFID Chips unter der Haut Chips in Kleidungsstücken und Verpackungen sind erst der Anfang. In Zukunft könnten wir alle mit RFID Chips unter der Haut ausgestattet sein, die unser Leben einfacher machen – aber auch durchsichtiger. Was noch ein wenig nach Science-Fiction klingt, ist für geschätzt 4.000 Deutsche bereits Realität. Im Dezember 2017 berichtete der Kölner Stadt Anzeiger auf seinem Onlineportal von einem jungen Kölner, der sich einen RFID-Chip in die Hautpartie zwischen Daumen und Zeigefinger hat einsetzen lassen. Mathias Demmer öffnet mit dem Chip nicht nur seine Haustür ohne Schlüssel, Code oder Chipkarte; der zum Zeitpunkt des Berichtes 30-Jährige nutzt den Chip auch, um persönliche Informationen weiterzugeben. Besitzt sein Gegenüber eine entsprechende App auf dem Handy, öffnet sich bei dem “digitalen Handschlag” automatisch eine kleine Website mit Demmers persönlichen Kontaktdaten. Momentan träumt Demmer davon, sein Auto mit dem Chip-Implantat zu starten. Technisch ist das ohne weiteres möglich. Denn bereits heute setzen moderne Fahrzeugbauer bei ihren Autos auf Keyless-Start-Systeme. Statt den Schlüssel in das Zündschloss zu stecken, reicht es das mit einem RFID-Chip versehene Plastikkästchen in der Hosentasche zu haben. RFID nicht nur im Gesundheitsbereich einsetzbar Wissenschaftler konnten einen RFID-Chip entwickeln, der so klein ist, dass er auf einen Schneidezahn passt. Sensoren erfassen in Echtzeit Daten im Körper, die an den Chip gesendet werden. Dieser lässt sich dann beispielsweise mit einem Smartphone und einer entsprechenden App auslesen. So könnte man zukünftig den Salzgehalt, den Glukosewert oder auch den Alkoholgehalt messen und selber oder vom Arzt auswerten lassen. Statt den altbewährten Atemalkoholtester zu bemühen, könnten auch Polizeibeamte den Promillewert von Verkehrssündern so ganz einfach mit einer App ermitteln, welche den Chip des Autofahrers ausliest. Ferner lässt sich das Fahren unter Drogen- und Medikamenteneinfluss damit besser überwachen. Schließlich lassen sich auf den Chips auch Daten hinterlegen, die Aufschluss über Krankheiten geben, die vom Arzt mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt werden. Konkurrenz für den Barcode? Aufzuhalten ist RFID nicht. In viel zu vielen Bereichen wird die Technologie bereits erfolgreich eingesetzt. Zusätzlich senken Chip-Hersteller wie Infineon, Philips oder Hewlett-Packard die Preise immer weiter. Während vor einigen Jahren noch 25 Cent pro Chip üblich waren, sind 5 Cent mittlerweile keine Seltenheit mehr. Doch was für Standard-RFID-Chips gilt, lässt sich bei hochwertigen Transpondern noch nicht so günstig umsetzen. Bei Hochsee-Containern müssen RFID-Chips beispielsweise stoß- und wasserfest gebaut werden. Auch die Funksignale müssen stärker sein. Wenn der Preis stimmt, entwickeln die Hersteller für jeden Einsatzbereich einen passenden Chip. Preis spielt dem Barcode trotz Nachteilen in die Karten Bei allen Nachteilen von Barcodes, kommt hier mit dem Preis ein gewichtiger Faktor ins Spiel. Egal wie günstig RFID-Chips noch werden: Barcodes und Etiketten unterbieten den Preis – und das wird noch einige Zeit so bleiben. Vor allem in der Logistikbranche wird man deshalb noch nicht komplett auf den Barcode verzichten können. Die ersten Versuche mit der Barcode-Technologie führten die beiden Amerikaner Norman Joseph Woodland und Bernard Silver im Jahre 1949 durch. Am 7. Oktober 1952 wurde das entsprechende Patent erteilt. Den Durchbruch erfuhr der Barcode in den 1970er-Jahren. Die US-amerikanische Supermarktkette Marsh nutzte damals ihre herausragende Stellung, um Druck auf die Produzenten der vertriebenen Produkte auszuüben. In Europa wurde der Barcode als EAN (European Article Number) im Jahr 1976 eingeführt. Die offizielle Vergabestelle für die EAN ist die GS1 (Global Standards One). Die Anwendungsgebiete der RFID-Technologie werden sich jedoch ausweiten. Dass langfristig immer mehr Produkte im Supermarkt mit Chips, statt Barcodes versehen sein werden, ist ziemlich realistisch. Auch Kontaktlose Bezahlsysteme werden die Oberhand gewinnen. Ob wir jedoch irgendwann alle Chips unter der Haut tragen werden, die mit unseren Konten, Smart-Home-Geräten und Krankenakten verknüpft sind, bleibt abzuwarten. Denkbar ist es. Doch ob wir das als Gesellschaft möchten, wird wie so oft nur die vielleicht nicht mehr allzu ferne Zukunft zeigen. Quellen und Verweise https://www.zeit.de/digital/datenschutz/2012-01/foebud-rfid-gerry-weber https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/rfid-in-aller-munde-produktkennzeichnung-der-zukunft-seite-2/2321966-2.html?ticket=ST-3359576-qXuE2zZ4ccFGlRsGFsiJ-ap2 https://www.ident24.de/blog/eine-zusammenfassung-nuetzliches-wissen-ueber-barcodes/ http://www.bundpol.de/skandale/rfid-kleidung.htm https://de.wikipedia.org/wiki/Strichcode https://de.wikipedia.org/wiki/RFID Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter