Homosexualität stellt die Wissenschaft seit Jahren vor ein Rätsel. Bei über 1500 Spezies ist gleichgeschlechtliches Sexualverhalten zu beobachten, und dennoch ergaben derartige Verhaltensweisen lange keinen Sinn aus evolutionärer Sicht. Schließlich geht es bei der Evolution um den Erhalt der eigenen Rasse, und Homosexualität schien diesbezüglich wenig hilfreich – aus offensichtlichen Gründen. Einem Team von Wissenschaftlern gelang es jedoch nun, einen evolutionären Vorteil hinter Homosexualität zu beweisen. Foto: Drosophila immigrans face, John Tann, Flickr, CC BY-SA 2.0 Zwei evolutionäre Erklärungsversuche für Homosexualität Bisher gab es zwei biologische Theorien, mit denen versucht wurde, Homosexualität aus evolutionärer Sicht zu erklären: Heterosis und sexueller Antagonismus. Heterosis bezeichnet die Erscheinung, dass weitgehend heterozygote Individuen gegenüber homozygoten Individuen eine gesteigerte Wüchsigkeit und bessere Vitalität aufweisen. Dies liegt daran, dass heterozygote Individuen mehr Erbanlagen haben als reinrassige Homozygoten. Die Theorie des sexuellen Antagonismus geht davon aus, dass die genetische Prägung zur Homosexualität in einem Geschlecht einen Vorteil für das andere Geschlecht bringt. Beide Theorien waren allerdings eher unbefriedigend, wenn es darum ging, das Fortbestehen von Homosexualität in so vielen Spezies zu erklären bzw. keine der beiden Theorien konnte bisher bewiesen werden. Versuche mit Fruchtfliegen In einer aktuellen Studie haben Forscher von der University of St. Andrews versucht, herauszufinden, welcher der beiden Theorien zutrifft. In der Studie werden genetische mit verhaltenswissenschaftlichen Tests zusammengeführt. Als Testobjekte dienten den Forschern Fruchtfliegen. Das Team untersuchte das Genom männlicher Fruchtfliegen sowie ihre Tendenz zu gleichgeschlechtlich-sexuellem Verhalten. Sie teilten die Fliegen dann in zwei Gruppen ein, eine mit hoher Tendenz zu derartigem Vergleichen und eine mit niedriger Tendenz, um diese dann auf genetische Unterschiede zu untersuchen. Im letzten Schritt kreuzten die Forscher die beiden Gruppen miteinander und untersuchten die daraus entstehenden Nachkommen. Sie wollten herausfinden, ob weibliche Nachkommen mit einem genetischen Hintergrund mit hoher Tendenz zu gleichgeschlechtlichem Verhalten eine höhere Reproduktionsrate hatten. Im Ergebnis kamen die Forscher dazu, dass die Datenlage zwar die Heterosis-Theorie mehr unterstützte, aber nicht ausreichte, um eine Theorie als exklusiv richtig anzusehen. Sie kamen daher zu dem Schluss, dass die Wahrheit in einem Zusammenspiel beider Theorien liegt. Auch die Theorie des sexuellen Antagonismus wurde von den Versuchen unterstützt: Männliche Fruchtfliegen mit einem genetischen Hintergrund mit hoher Tendenz zu gleichgeschlechtlicher Sexualität produzierten weibliche Nachkommen, deren Reproduktionsrate über dem Durchschnitt lag. Somit erlangten die weiblichen Nachkommen einen Vorteil aus einer genetischen Prädisposition, die für Männchen evolutionär nachteilig ist. Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter
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