In Deutschland ist das Phänomen noch vergleichsweise selten anzutreffen. Viele andere europäische Staaten – etwa Italien, Großbritannien und Irland – haben in den letzten Jahren aber massive Veränderungen an der Straßenbeleuchtung vorgenommen. Dabei wurden die alten Natriumdampflampen durch neue LED-Leuchten ersetzt. Dies bringt große Vorteile mit sich. Denn die LEDs verbrauchen deutlich weniger Energie. Dies verbessert die Klimabilanz und reduziert die Kosten. Forscher der University of Exeter haben nun allerdings auf einen bisher wenig beachteten Aspekt hingewiesen: Durch die Umstellung verändert sich die Farbe des Lichts. Konkret gaben die alten Lampen eher orange-gelbes Licht ab, während die neuen einen weißen Lichtkegel verbreiten. Auf den ersten Blick scheint dies keine große Rolle zu spielen. Doch bei der genaueren Analyse des Lichtspektrums stießen die Forscher auf ein mögliches Problem, das den Biorhythmus von Menschen und Tieren durcheinander bringen könnte.


Ausgewertet wurden alte Fotos aus der ISS

Zunächst einmal mussten sie für die genauere Untersuchung aber entsprechende Daten finden. Dies war gar nicht so einfach. Denn Internetsatelliten messen zwar regelmäßig, wo auf der Erde gerade wie viel künstliches Licht ausgestrahlt wird. Die Zusammensetzung der einzelnen Strahlen wird aber nicht erfasst. Deshalb behalfen sich die Forscher mit insgesamt 1,25 Millionen Fotos, die Astronauten von der Internationalen Raumstation ISS aus gemacht haben. Verglichen wurden dann Aufnahmen aus den Jahren 2012 und 2013 mit späteren Bildern der selben Regionen. Diese Zeitgrenze wurde nicht zufällig gewählt: Damals wurden erstmals in größerem Stil Straßenlaternen mit LED-Leuchten bestückt. Auf diese Weise ermittelten die Forscher eine Zunahme im Bereich des blauen Lichts um 24,4 Prozent. Andere Bereiche des Lichtspektrums wiesen hingegen deutlich geringere Anstiege auf. Eine Veränderung des Lichtspektrums alleine muss natürlich noch nicht schlecht sein. Die Forscher verweisen aber auf ein mögliches Problem.


Möglicherweise wird ein schlafförderndes Hormon unterdrückt

Denn blaues Licht hemmt grundsätzlich die Ausschüttung des Hormons Melatonin. Diese aber wirkt bei Menschen und Tieren schlaffördernd. Die Befürchtung der Forscher ist nun, dass durch eine flächendeckende LED-Beleuchtung der Biorhythmus von Organismen gestört werden könnte. Dies ist durch die künstliche Beleuchtung schon heute der Fall. Der Effekt könnte dadurch aber noch einmal verstärkt werden. Bisher handelt es sich allerdings lediglich um eine Theorie. Weitere Studien müssen nun zeigen, ob sich die Befürchtung tatsächlich bestätigt. Da einige Länder wie Deutschland bisher noch keine großen Umrüstungsanstrengungen unternommen haben, sollte eine vergleichende Studie grundsätzlich recht einfach zu realisieren sein. Die Forscher verweisen aber auch auf weitere negative Aspekte, die künstliche Beleuchtung mit sich bringt – und zwar unabhängig davon, welche Lampen verwendet werden. Das Thema Lichtverschmutzung ist somit ein weiteres Problem.

Via: Der Spiegel

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