Der Sonntag ist meistens immer noch tabu, wenn es darum geht, Geschäfte zu öffnen und Bestellungen auszuliefern. Kommunen in Deutschland dürfen einzelne lokale Verkaufssonntage einrichten, wenn diese in Zusammenhang mit einer nicht kommerziellen Veranstaltung stehen und der Verkauf nicht dominiert. Einigen Leuten ist das nicht genug, andere wiederum möchten den Sonntag unbedingt als Ruhetag behalten. Im Zuge der Corona-Krise kratzt nun der Online-Supermarkt Picnic am Sonntagsverkaufsbot, er erlebt derzeit einen regelrechten Boom.


Lebensmittel-Lieferungen gibt es in Viersen jetzt auch sonntags.

 

In Viersen startet die sonntägliche Lebensmittel-Lieferung

Picnic stammt ursprünglich aus den Niederlanden, fasst aber jetzt auch rasant in Deutschland Fuß. Während der letzten Wochen gab es einen regelrechten Run auf im Netz bestellbare Lebensmittel, teilweise gingen dem Online-Supermarkt die Liefertermine aus. Das Unternehmen ist in Deutschlands Westen aktiv, hier besonders in Krefeld, Viersen, Neuss und Mönchengladbach. Auch die Gegend um Dortmund gesellte sich jüngst zum Liefergebiet hinzu, insgesamt leben an diesen Orten etwa 80.000 Kunden. Noch einmal 80.000 Interessenten sind es, die auf der Warteliste stehen und bislang noch keine Waren erhalten. Picnic wünscht sich deshalb zeitlich mehr Luft, damit jeder Besteller unter Dach und Fach kommt. In Viersen startet aus diesem Grund nun die sonntägliche Lebensmittellieferung, als Testlauf für den Großangriff.


Große Supermarkt-Ketten lehnten Sonntagsöffnung ab

Anfang März erhielten die Supermärkte die politische Erlaubnis, die Sonntagsruhe zu brechen, um Versorgungsengpässe zu vermeiden. Allerdings nahm keine der großen Ketten diese Möglichkeit wahr, weil die Entscheider eine zu hohe Belastung für ihre Beschäftigten befürchteten. Picnic jedoch schlug ein und belieferte zum wöchentlichen Feiertag die im medizinischen Bereich tätigen Personen im Rahmen einer „Helden-des-Alltags-Aktion“. Jetzt sollen alle anderen auch von dem Sonntags-Service profitieren, darum hat das Unternehmen die Eröffnung eines neuen Kühllagers in Herne um drei Monate nach vorn verschoben. In Viersen gibt es ohnehin schon ein solches Lager, hier kann sofort durchgestartet werden.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) drängt derzeit ebenfalls darauf, den Sonntag zum normalen Verkaufstag zu machen – zumindest für einen begrenzten Zeitraum. Damit sollen die Geschäfte in den Innenstädten bessere Chancen erhalten, nach der Krise wieder auf die Beine zu kommen. Der jahrzehntelange Kampf um den Sonntag flammt also erneut auf.

Quelle: welt.de

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