Der aktuellen Gesetzeslage zufolge wird Deutschland seine letzten drei Atommeiler am Ende des Jahres abschalten. Der lange hoch umstrittene Atomausstieg wäre dann vollendet. Zahlreiche andere Länder sind diesen Ambitionen allerdings nicht gefolgt. Teilweise soll die Nuklearenergie sogar ausgebaut werden. Verstärkt werden dürfte dies zum einen durch die Tatsache, dass Erdgas seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine deutlich teurer geworden ist. Zum anderen hat die Europäische Kommission in einer umstrittenen Entscheidung die Kernkraft unter bestimmten Bedingungen als nachhaltig eingestuft. Doch mit dem Ausbau der Atomenergie rückt eine weitere Problematik in den Fokus: Das für den Betrieb der Kraftwerke benötigte Uran stammt zu einem nicht unerheblichen Teil aus Russland. Wirklich unabhängiger wird man in Sachen Energieversorgung dadurch also nicht. In den Vereinigten Staaten wird daher intensiv über Alternativen diskutiert.


Foto: Atomium Blink, Calvin YC, Flickr, CC BY-SA 2.0

Einige Atomkraftwerke laufen nur mit russischen Brennstäben

Aber erst einmal zu den Fakten: Die Staaten der Europäischen Union beziehen zwanzig Prozent ihres Urans aus Russland. Dieser Wert sieht erst einmal besser aus als er ist. Denn zum einen kommen weitere zwanzig Prozent aus Kasachstan. Hiervon wird ein Teil wiederum in Russland aufbereitet. Zum anderen können achtzehn Kraftwerke in Osteuropa aus technischen Gründen ausschließlich mit russischen Uran-Brennstäben betrieben werden. Ähnlich sieht es in den Vereinigten Staaten aus. Hier kommen vierzehn Prozent des Urans direkt aus Russland. Weitere 43 Prozent stammen aus Kasachstan und Usbekistan. Zukünftig könnte sich die Problematik zudem noch verschlimmern. Denn viele Hoffnungen werden mit kleinen und dezentralen Atomkraftwerken verbunden. Unter anderem Bill Gates und Warren Buffet setzen auf diese Form der Energiegewinnung. Hier können aber aus technischen Gründen bisher ebenfalls nur russische Uran-Brennstäbe verwendet werden. Die Abhängigkeit könnte sich also sogar noch erhöhen.

Die USA verfügen theoretisch über eigene Uran-Vorkommen

Zumindest für die Vereinigten Staaten könnte die Lösung des Problems aber vor der eigenen Haustür liegen. Denn theoretisch gibt es in dem riesigen Land selbst genug Uranvorkommen, um nicht nur den eigenen Bedarf zu decken, sondern auch noch die europäischen Partner zu versorgen. Auch hier gibt es aber noch Probleme zu lösen. So ist die Furcht vor Umwelt- und Gesundheitsschäden beim Uranabbau groß. Die US-Regierung ist daher bei der Vergabe von neuen Förderlizenzen sehr zurückhaltend. Selbiges gilt übrigens auch für Seltene Erden, die dringend für die Energiewende benötigt werden. Hier droht eine Abhängigkeit von China. Zumindest hat sich die Biden-Regierung nun in Sachen Uran auf ein Programm der Vorgänger-Administration besonnen. So soll für insgesamt zehn Milliarden Dollar eine strategische Uran-Reserve aufgebaut werden. Unternehmen können nun Gebote abgeben, zu welchem Preis sie den Rohstoff liefern können. Die dadurch entstehende Planungssicherheit soll dann auch die heimische Förderung beleben.


Via: Handelsblatt

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