Das Jahr 2020 läuft bisher nicht besonders gut für den Gründer und Maschinenbau-Professor Günther Schuh. Dieser wollte eigentlich mit dem Ego Life ein elektrisches Stadtauto für die breite Masse auf den Markt bringen. Vor rund einem Jahr startete die Serienproduktion. Doch zuletzt häuften sich die Probleme. Für Ärger sorgte zunächst das Klimapaket der Bundesregierung. Denn durch die darin enthaltene erhöhte Kaufprämie für Elektroautos schmolz der Preisvorteil des Ego Life gegenüber den Modellen der Konkurrenz dahin. Anschließend gab die Deutsche Post bekannt, dass die Produktion des Streetscooters eingestellt wird. Formal betrachtet handelte es sich dabei zwar inzwischen um ein reines Tochterunternehmen der Post. Weil der Streetscooter aber auch von Schuh entwickelt wurde, galt dies nicht unbedingt als gutes Zeichen für die Zukunft des Startups Ego.


Bild: Ego Mobility

Das Startup machte im vergangenen Jahr Millionen-Verluste

Tatsächlich musste das Unternehmen nun bekannt geben, dass ein Antrag auf ein sogenanntes Schutzschirmverfahren gestellt werden musste. Das Management hat nun drei Monate Zeit die Finanzen neu zu ordnen und neues Geld aufzutreiben. Gelingt dies nicht, wird anschließend ein normales Insolvenzverfahren eröffnet. Wie aber konnte es zur Schieflage des Startups kommen? Wie so oft gibt es dafür einen konkreten Anlass und eine tieferliegende Ursache. Letztere lässt sich in diesem Fall mit einer einfachen Zahl beschreiben: Ego machte im Jahr 2019 einen Verlust von rund 50 Millionen Euro. Auch für dieses Jahr wurde mit Mittelabflüssen kalkuliert. Das Startup war daher auf die Unterstützung der Investoren angewiesen. Tatsächlich stellten diese im vergangenen Jahr einen Überbrückungskredit in drei Tranchen zur Verfügung.

Ein Joint Venture in China platzte im Zuge der Corona-Krise

Das Problem: Die letzte Auszahlung war an eine Bedingung gekoppelt. Überwiesen werden sollte das Geld erst, wenn sich die finanzielle Situation des Unternehmens durch ein geplantes Gemeinschaftsprojekt in China verbessert hat. Hier kommt nun der konkrete Anlass für die Finanzprobleme des Startups ins Spiel. Denn durch die Corona-Krise musste Ego nicht nur die eigene Produktion herunterfahren und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Vielmehr blieben auch die erhofften Millionen aus China aus. Die Folge: Die letzte Tranche des Kredits wurde nicht ausgezahlt und das Unternehmen musste unter den staatlichen Rettungsschirm schlüpfen. Gründer Schuh verbreitet allerdings auch in diesen schweren Zeiten weiterhin Optimismus. Er geht davon aus, innerhalb der nächsten Monate eine Lösung zu finden. Parallel dazu denkt er weiterhin darüber nach, die Produktion des Streetscooter wieder in die eigene Hand zu nehmen.


Via: Handelsblatt

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