Wer sich ein Elektroautos zulegen möchte, kann mittlerweile aus einem großen Angebot wählen: So gut wie jeder Autobauer hat inzwischen entsprechende Modelle im Angebot. Etwas anders sieht die Situation allerdings bei Lastwagen aus. Hier streiten die Hersteller noch darüber, welche Technologie den Verbrennungsmotor ersetzen soll. Volkswagen beispielsweise setzt auch hier auf den Elektroantrieb. Allerdings müssen deutlich größere Lasten bewegt werden als bei einem normalen PKW. Dementsprechend höher sind die Anforderungen an die verbauten Batterien. Daimler wiederum hat bereits einen Elektro-Lastwagen auf den Markt gebracht, arbeitet parallel dazu aber auch an Wasserstoff-LKWs. Diese bringen in der Theorie zwei große Vorteile mit sich: Sie bieten eine deutlich größere Reichweite und der Tankvorgang dauert nur wenige Minuten. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass es ausreichend Wasserstoff-Tankstellen gibt. Hier aber existiert aktuell ein Henne-Ei-Problem.


Daimler Truck AG und TotalEnergies entwickeln gemeinsam Wasserstoff-Infrastruktur für den Straßengüterverkehr in Europa. Bild: Daimler

Ohne Tankstellen verliert die Brennstoffzelle an Attraktivität

So lohnt sich für die Hersteller die Produktion von Wasserstoff-Lastwagen nur, wenn die Käufer anschließend auch ausreichend Möglichkeiten zum Tanken finden. Der Aufbau eines Netzes an H2O-Tankstellen ist aber sehr kostenintensiv. So können die Kosten für eine einzelne Tankstelle schon einmal in den siebenstelligen Bereich gehen. Zum Vergleich: Eine Ladestation für Elektrofahrzeuge kommt im niedrigen fünfstelligen Bereich daher. Ein Netz an Wasserstoff-Tankstellen aufzubauen lohnt sich somit nur, wenn es anschließend auch genug zahlende Kunden gibt, um die Investitionen wieder hereinzuholen. Hier droht nun die Gefahr, dass die Hersteller auf den Ausbau der Infrastruktur warten, während die Energieunternehmen erst aktiv werden wollen, wenn auch die entsprechenden Fahrzeuge auf dem Markt sind. Dieses doppelte Zögern wiederum kann zur Folge haben, dass sich die Verbreitung der Wasserstoff-Technologie mindestens massiv verzögert, weil die potenziellen Vorteile nicht ausgespielt werden können.

Das Problem kann auf unterschiedliche Art und Weise gelöst werden

Theoretisch gibt es drei Optionen, ein solches Dilemma aufzulösen. Ein Ansatz wären staatliche Subventionen. So könnte der Bau von Wasserstoff-Tankstellen gefördert werden. Dies wiederum würde den LKW-Bauern die Sorge vor der fehlenden Infrastruktur nehmen. Der Trick funktioniert allerdings nur, wenn flächendeckend und dauerhaft viel Geld in die Hand genommen wird. Bisher allerdings scheint es so, als wäre die deutsche Politik dazu nicht bereit. Eine zweite Option bestünde darin, dass ein Anbieter schlicht beides aus einer Hand anbietet – also Brennstoffzellen-LKWs produziert und Wasserstoff-Tankstellen baut. So produzierte Tesla in der Vergangenheit nicht nur Elektroautos, sondern errichtete auch ein Netz an Superchargern. Aufgrund der benötigten hohen Investitionen erscheint eine solche Lösung bei Wasserstoff-Lastwagen eher unwahrscheinlich. Somit bleibt nur noch die dritte und letzte Option übrig: Kooperation. LKW-Bauer und Energieunternehmen müssen zusammenarbeiten, um die Produktion und die Infrastruktur parallel aufzubauen.


Daimler und Total entscheiden sich für die Kooperation

Genau dies scheinen nun Daimler und der französische Konzern Total in Angriff zu nehmen. Zumindest unterschrieben die beiden Unternehmen eine entsprechende Kooperationsvereinbarung. Diese sieht vor, dass Total in den nächsten Jahren mindestens 150 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland, Frankreich und den Benelux-Staaten errichten wird. Im Gegenzug sichert Daimler zu, in den genannten Staaten auch die entsprechenden Lastwagen auf den Markt zu bringen. Solange beiden Seiten darauf vertrauen, dass der jeweilige Partner seine Zusagen erfüllt, bietet sich so ein Ausweg aus dem eingangs geschilderten Dilemma. Im besten Fall könnte die Kooperation zudem dazu führen, dass weitere Unternehmen dem Beispiel folgen und ebenfalls Investitionen tätigen. Spätestens dann wäre der Ausstieg aus dem Dilemma gelungen. Es dürfte spannend werden zu beobachten, inwieweit sich die mit der Kooperation verbundenen Hoffnungen in den nächsten Jahren tatsächlich erfüllen werden.

Via: Daimler

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