Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb sind keine ganz große Seltenheit mehr. In der Regel wird das Gas dabei zunächst mithilfe einer Brennstoffzelle in Strom verwandelt. Dieser wiederum treibt dann einen Elektromotor an. Die deutsche Motorenfabrik Deutz hat nun aber einen etwas anderen Wasserstoffmotor präsentiert, der ohne Brennstoffzelle und Akku auskommt. Stattdessen verbrennt der mit sechs Zylindern ausgestattete Motor TCG 7.8 H2 den Wasserstoff einfach. Es handelt sich also auch um einen Verbrennungsmotor. Die Besonderheit allerdings: Die Konstruktion erfüllt die EU-Vorgaben für emissionsfreie Antriebe. Theoretisch wären somit Fahrzeuge, die den Wasserstoff-Verbrennungsmotor nutzen, batterieelektrischen Fahrzeugen gleichgestellt. Die Leistung des neu entwickelten Motors liegt bei 200 Kilowatt. Ob mit oder ohne Brennstoffzelle bleibt ein Problem dennoch bestehen: Die benötigte Wasserstoff-Infrastruktur ist in Deutschland bisher nur rudimentär ausgebaut worden.


Mit dem TCG 7.8 H2 ist der erste Wasserstoffmotor von DEUTZ reif für den Markt. Bild: Deutz

Die fehlende Infrastruktur ist ein limitierender Faktor

Erste Tests auf dem Prüfstand absolvierte der Wasserstoff-Verbrennungsmotor bereits erfolgreich. Die Ingenieure des Unternehmens gehen daher davon aus, dass die Serienproduktion im Jahr 2024 beginnen könnte. Gedacht ist der Antrieb zunächst für schwere Fahrzeuge, die außerhalb von befestigten Straßen unterwegs sind. Beispiele dafür wären beispielsweise landwirtschaftliche Fahrzeuge oder Baumaschinen. Eine Pilotanwendung ist ebenfalls bereits in Planung. Hier soll der Motor genutzt werden, um im nächsten Jahr eine stationäre Anlage zur Stromerzeugung zu errichten. Gemeinsam mit einem lokalen Partner soll so die grundsätzliche Funktionsfähigkeit des Ansatzes unter Beweis gestellt werden. Dies wiederum ist dann die Voraussetzung, damit der jetzt vorgestellte Motor später einmal auch in Fahrzeugen zum Einsatz kommen kann. Neben stationären Anlagen und der Nutzung als Generator dürften in der Anfangszeit vor allem Anwendung im Schienenbereich im Vordergrund stehen.

Nur grüner Wasserstoff sichert den Klimavorteil

Ganz neu ist der Ansatz allerdings nicht. So stellte BMW bereits im Jahr 2006 eine erste Limousine mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor vor – den BWM Hydrogen 7. Der ganz große Durchbruch blieb allerdings aus. Schon wenige Jahre später stellte BMW die Arbeiten in diesem Bereich wieder ein. Der technologische Vorsprung des bayerischen Autobauers ist daher inzwischen verschwunden. Ähnlich verlief die Entwicklung auch bei ganz klassischen Elektromotoren. Nun scheint der Motorenbauer Deutz noch einmal an das vergleichsweise alte Konzept anknüpfen zu wollen. Klar ist allerdings: Wirklich klimafreundlich ist der Antrieb nur, wenn grüner Wasserstoff verwendet wird. Es müssen bei der Elektrolyse also Erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Alternativ kann grüner Wasserstoff auch importiert werden – etwa aus Marokko, Australien oder Saudi-Arabien. Ein EU-Kommissar hat zudem den Einsatz von blauem Wasserstoff auf Basis von Atomstrom ins Spiel gebracht.


Via: Deutz

1 Kommentar

  1. Olaf Barheine

    16. August 2021 at 18:20

    Das Kernproblem des Verbrennungsmotors bleibt, egal womit er angetrieben wird: der schlechte Wirkungsgrad. Kein Vergleich mit hocheffizienten Brennstoffzellen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.