Nahezu alle Klimaszenarien sehen neben der Verringerung der Emissionen auch eine Entnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Luft vor — sei es durch Aufforstung oder durch direkte Entnahme und anschließender Speicherung des CO2. Laut kanadischen Forschern ist diese CO2-Entnahme jedoch nicht so effektiv, wie man bisher annahm. Foto: Global Warming. The Earth became the newest Waterworld., Andrea Della Adriano, Flickr, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode Keine Symmetrie bei CO2-Emissionen In einer einfachen Betrachtungsweise sollte es eigentlich so sein, dass die Entnahme von einer Tonne CO2 aus der Atmosphäre, also eine negative Emission, die Wirkung einer emittierten Tonne CO2, also einer positiven Emission, nahezu komplett ausgleichen. Dies entspräche einer symmetrischen Effizienz — also ein Zustand, in dem der negative Effekt den positiven ausgleicht. Dies scheint in dieser vereinfachten Betrachtung allerdings im Falle von CO2-Emissionen nicht zuzutreffen. Dies liegt an den komplexen Wechselwirkungen, die die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre mit dem globalen Kohlenstoff-Kreislauf hat. Die Forscher rund um Kirsten Zickfeld von der Simon Fraser University in Burnaby nutzten ausgefeilte Erdsystemmodelle, um zu simulieren, wie deutlich negative und positive Emissionen von exakt symmetrischen Auswirkungen abweichen. Temperaturverlauf überrascht die Forscher Dabei speisten die Forscher ihr Modell mit unterschiedlichen Entnahme- und Emissionsimpulsen zwischen 100 und 1000 Gigatonnen CO2. 100 Gigatonnen entsprechen dabei etwa dem Zehnfachen der jährlichen CO2-Emissionen. Anschließend beobachtete das Team die Folgen dieser negativen und positiven CO2-Impulse über einen Zeitraum von bis zu 1000 Jahren. Das Ergebnis dieser Beobachtungen: Die Entnahme von CO2 war bezogen auf die Verringerung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre weniger effektiv als die CO2-Emissionen auf deren Erhöhung. Es müsste daher mehr CO2 aus der Atmosphäre entnommen als hinzugefügt werden, um die Effekte des ausgestoßenen CO2 komplett zu negieren. Außerdem untersuchten die Forscher in ihrer Studie die Entwicklung der mittleren globalen Temperatur nach den jeweiligen CO2-Impulsen. Es zeigte sich, dass in Szenarien mit besonders großen CO2-Entnahmen und -Einträgen, dass die Temperatur pro Tonne entnommenen CO2 stärker sinkt als sie pro Tonne emittierten CO2 steigt. Bisher konnten die Forscher sich diesen im Hinblick auf die schwächere Wirkung negativer Emissionen überraschenden Effekt nicht erklären. „Dass der Effekt von CO2-Emission und CO2-Reduktion nicht symmetrisch ist, ist meines – in diesem Spezialgebiet begrenzten – Wissens neu und interessant“, so Martin Glaußen vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Damit die Ergebnisse der kanadischen Forscher als Grundlage für zukünftige Klimaschutzmaßnahmen dienen können, müssen die Auswirkungen negativer Emissionen allerdings noch deutlich besser untersucht und beziffert werden. Die Technologien zur CO2-Abscheidung stehen zudem erst am Anfang der Entwicklung, weshalb deren Effizienz, Kosten und Nebeneffekte noch nicht wirklich beurteilt werden können. Die Forscher schließen mit der Erkenntnis, dass umso mehr in die Vermeidung von CO2-Emissionen investiert werden sollte, um eine spätere Abhängigkeit von Entnahme-Techniken zu minimieren. via Simon Fraser University Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter